18.03. Kukës – Strasse SH22 Siedlung Flet 58km, Ø10,9km/h, 5:19h, Gesamt 14934km
19.03. SH22 Flet – Fierzë Fähranleger 60km, Ø12,9km/h, 4:36h, Gesamt 14994km
18.03. Pünktlich zu unserer neuen Fahrtrichtung hat der Wind auf frontal gedreht. Heftig weht er aus westlicher Richtung. Das Gute ist, er ist wärmer als der Nordwind. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne schön warm.
Aus der Stadt Kukës heraus folgen wir ein Stück der Europastrasse E851. Das war mit der mäßigen 200Hm Steigung und dem Gegenwind kein Zuckerschlecken, besonders über die zwei großen Brücken. Nach 10km biegen wir auf die SH5 nach Kalimasch Richtung Berge ab. Ich muss erstmal meine Sachen wechseln, von lang auf kurz. Von nun an folgt ein ständiges Auf und Ab mit gefühlt unendlichen Serpentinen. Vorbei geht es an groben Felsen und tiefen Schluchten. Der Wind drückt oft gegen uns, was sich beim bergauf Radeln in den Kurven äußerst schwierig gestalten kann. Da bläst der Wind heftig um die Ecke. Ab dem Mittag zieht der Himmel mit dicken Schleierwolken zu und nimmt uns die Sicht für die Ferne. Als wir die 800Hm Marke erreichen ist erneut ein Klamottenwechsel fällig. Wir ziehen uns wieder was an. Das Himmelblau ist jetzt weg und der Wind kühlt ab. Zusätzlich meldet sich der Bauch und bettelt nach einer Pause.
Es geht straff hinunter auf 370Hm und auf der anderen Seite sofort wieder hoch. Gespickt wird das Ganze mit knackig steilen Rampen. Stellenweise ist Räder schieben die bessere Alternative. Geht mindestens genauso langsam. ? Die Lust zum Radfahren sinkt gefährlich ab. Ein windgeschütztes Plätzchen für eine Pause kommt weit und breit nicht in Sicht. Wie gerufen schleicht ein Minibus mit Hänger den Berg hinauf. Mit Oliver habe ich schnell geklärt den Bus anzuhalten. Der Fahrer gibt uns zu verstehen das er nur noch 2km fährt. Tja…, da stehen wir nun… Anstatt weiter zu fahren springen schnell drei Männer aus dem Minibus und laden kurzer Hand unsere Räder in den Hänger. Ich glaube wir haben einen sehr unglückseligen Eindruck gemacht. Wir sinken für einen kurzen Moment in die weichen Sitze des Busses und freuen uns, dass wir uns wenigstens ein paar Höhenmeter sparen können. Bis kurz vor den Pass, ungefähr 5km hat der Bus uns gefahren. Dieser rumpelt weiter auf einer winzig kleinen Schotter Piste in den Wald den Hang noch höher hinauf. Wir freuen uns wie Bolle und verdrücken jeder seinen Apfel, die wir noch geschenkt bekommen haben.
Von diesen 800m geht’s diesmal nur auf 570m hinunter. An einer geeigneten windgeschützten Stelle können wir endlich eine Rast machen. Bis auf das Grün der Fichten ist es in dem Tal noch sehr kahl und das dunkle Gestein der Felsen leuchtet zwischen den Bäumen durch. Während unserer Pause hält ein großer PKW neben uns. Bis unters Dach hat er Paletten voll Bierdosen gestapelt. Der Fahrer fragt uns ob wir deutsch sprechen. Er lebt zeitweise in Ulm und war mit seinem Kumpel im Kosovo Bier einkaufen. Sie schenken uns zwei Dosen des guten Kosovo Pils. ? Bevor er weiter fährt zeigt er Oliver wo er wohnt. Leider liegt das nicht auf unserer Route.
Kurz überlege ich ob wir die Etappe noch an Ort und Stelle beenden. Der Ort ist schön und vor uns liegen anstrengende Höhenmeter. Der Wurf der Münze und Oliver überzeugt mich weiter zu fahren. Es geht nochmals hoch auf knapp 950m hinauf. Oben habe ich dann wirklich keine Lust mehr und wir halten Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Besonders windgeschützt soll er sein, denn das Thermometer geht in den einstelligen Bereich. Back to the root ist heute wieder mal zelten dran. Nochmal 100m runter, wir biegen rechts auf die SH22 ab, 100m rauf und 100m runter. Dann, auf einem kleinen Weg zwischen Kiefern werden wir fündig. Der Wind wackelt noch kräftig am Zelt und wir verschwinden schnell nach drin. Zum Kochen haben wir keine Lust mehr und begnügen uns mit einem kleinen Abendbrot, unser Made in Germany Brot, Chips und Bier. ?
19.03. Der Blick in den Himmel am Morgen zeigt uns ein dunkles grau und etwas geregnet hat es auch. Wir überlegen für einen Tag im Zelt zu bleiben. Ist doch ganz gemütlich und der Popo kann sich ausruhen. Olivers Oberschenkel sind innen von den Beinlingen wund gescheuert. Nach zwei gezuckerten Kaffee bekommt Oliver doch Hummeln im Hintern und trommelt zum Aufbruch. Frühstücken wollen wir später. Der Streckenverlauf gleicht dem gestrigen. Es geht Auf und Ab. In der Ferne ist es heller, prima das ist ja unsere Richtung. Hin und wieder erhaschen wir einen Blick auf den Drin der sich tief im Tal schlängelt und allmählich breiter wird. Die Bäume sind auch hier sehr karg. In den Fichten hängen unzählige Raupennester. Nach 20km meldet sich der Hunger unüberhörbar und wackelt bedrohlich an der Gute-Laune-Skala. Gar nicht so einfach eine gescheite Ecke windgeschützt und mit Aussicht zu finden. Weitere 5km später klappt es doch. Sehr zu unserer Freude herrscht schon seit gestern kaum Verkehr auf der Strasse. Je weiter wir fahren umso heller wird es.
Nach der Stärkung läuft es gleich besser. Doch ist das Fahren hier eine enorme Herausforderung, mental wie körperlich. Über uns bauen sich schroffe Felsen auf und rechts neben uns fällt es sehr tief ins Tal ab. Hauptsächlich besteht es aus grobem Geröll und Grün fehlt stellenweise gänzlich. Oliver findet die Landschaft irgendwie depressiv oder brutal. Der türkisfarbene Drin sieht dazwischen ganz unwirklich aus. Die Steigungen sind sehr unrhytmisch mit sehr steilen Rampen. Dazu kommt ein stürmisch kalter Wind um die Ecke gefegt. In den Kehren bremst es uns jedes Mal aus. Auf noch 700m Höhe und nur steilem Hang verursacht das doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bei uns. Wir möchten endlich runter vom Hang. Doch vorher heißt es: Munter geht es weiter hoch und runter.
Für’s Gemüt gibt’s eine Portion Schokolade eh wir uns schließlich in die Abfahrt begeben. Diese endet an der großen Staumauer, die den Drin aufstaut. Davor schließt sich der Koman See an. Dort fahren wir bis zum Fähranleger. Morgen früh um 6Uhr! wollen wir mit der einzigen Fähre am Tag nach Koman fahren. Hinter einer kleinen Blockhütte die als Bar dient, dürfen wir zwischen Bierkästen und allerlei Geräten mit Pinkelecke unser Zelt aufbauen. Einer der unromantischsten Plätze der Tour. Doch ist es der einzige weitestgehend windgeschützte Platz nah am Anleger. Aber auch hier flattert unser Zelt beachtlich. Alles was schwer ist kommt ins Zelt und dann gehen wir in die Hütte ein Bier trinken und Chips essen.
Willkommen in Albanien ! Ständing auf un ab, steil !
In Albanien hatte ich die niedrigste Durchnittsgeschwindigkeit in den 5 Jahren überhaupt.
Das glauben wir die sofort. Auf den großen Hauptstrassen lässt es sich aber gut fahren. Viele Strassen sind mittlerweile asphaltiert wurden oder die Albener sind fleißig dabei.
Nun schauen wir gespannt nach Montenegro!
Montengro = wunderschön
Aber leider ist es zu früh, um das schönste zu sehen : die Berge. Anfang Mai vor 2 Jahren waren noch viele Strassen gesperrt.