14.03. Elbasan – Struga 80km, Ø14,0km/h, 5:42h, Gesamt 14725km
15.03. Struga 0km, Gesamt 14725km
14.03. Bisher waren die Herausforderungen was die Strecke angeht in Albanien sehr moderat. Ist es doch ein Land was zu 90% aus Gebirge besteht. Ein glückliches Händchen bei der Streckenwahl? Wohl eher weil sich Oliver scheut kilometerlang über Pisten zu fahren wegen Popo, Handgelenke und Reifen. Heute nun steht eine anstrengende Strecke bevor. Knappe 80km und rund 950 Höhenmeter bis auf knapp 1050m sind zu bewältigen. Im steilsten Abschnitt 340Hm davon auf 3km Länge. Das schaffen wir! Da im Bereich der Küste und den größeren Städten in Albanien doch erstaunlich viel Verkehr herrscht, radeln wir eine Route über Mazedonien. Ausgesucht haben wir uns die Strecke zum Ohrid See kurz hinter der Grenze zu Mazedonien. Auch in der Hoffnung, dass es eine ruhigere Strecke ist, ähnlich dem was wir im Süden hatten und asphaltiert. Alternativ hätten wir über Tiranë fahren müssen oder Pistenwege drumherum. Das erschien uns als keine gute Option. Der Bauboom überall nahe der Städte ist uns auch zuviel. Viele Ortschaften verschmelzen miteinander. Wo haben die Menschen nur das ganze Geld dafür her? Und für die vielen neuen großen Autos?
Heute am 14.03. ist in Albanien Feiertag. Gefeiert wird der Tag des Sommers. Doch wie wohl typisch für dieses Land, steht nichts und niemand still. Das Festival in Elbasan geht weiter, die Strassen sind extrem voll mit Menschen und Autos. Alle Geschäfte sind geöffnet. Wir können darüber nur sehr staunen. Insgeheim hoffen wir, dass es wenig Verkehr auf der Strasse Richtung Grenze gibt. Doch Pustekuchen wie sich schnell herausstellt. Die Strecke erfordert hohe Konzentration von uns. Ausgerechnet auf unserer Fahrbahnseite verläuft auf 67km Länge bis zum Pass ein schlecht mit Beton zugemachter etwa 10cm breiter Kabelkanal. Das ist wie eine Strassenbahnschiene und meist müssen wir links von ihr fahren. In der Nähe verläuft die stillgelegte Bahnstrecke. Wir träumen von bequemen Bahntrassenradeln. Das wird hier in Albanien sicher noch eine Weile dauern.
Gemächlich steigt die Strecke auf den ersten 50km an. Die Strasse folgt immer dem Flüßchen Shkumbin. Das Tal wird mal enger mit steilen Felswänden dann wieder breiter mit grünen Wiesen und einer erstaunlich dichten Besiedelung. Das zieht sich bis an die Grenze. Im steilen Anstieg zum Pass wird die Strasse extra breit wegen der LKW. Vorteilhaft für uns!
Am Pass erhaschen wir einen ersten Blick auf den Ohrid See. Dieser ist einer der größten Balkanseen und einer der ältesten der Erde. Der Großteil des Sees liegt in Mazedonien. Das schöne Bergpanorama fällt wegen dichter Bewölkung leider etwas spärlich aus. Die Temperaturen sind hier oben deutlich unter 10°C gefallen. Dazu weht ein kräftiger kühler Ostwind. Der Frühling ist hier noch entfernt. Noch 3km bis zur Grenze. Oliver zieht sich auch noch warm an. Die letzten 13km bis Struga rollen wir bergab. Die Stimmung ist noch winterlich. Es ist kalt hier. Müde und erschöpft finden wir schnell eine bequeme Unterkunft. Für morgen steht ein Pausentag an. Irgendwie sind unsere Ärsche etwas wund.
15.03. Gaaanz langsam beginnen wir den Tag. Frühstücken mit 3mal Kaffee. Beim stöbern im Internet ist Oliver auf einen interessanten Reiseblog eines Fernradlerpärchens gestoßen. In diesem haben wir den halben Vormittag gelesen. Dabei hatten wir etliche Fragezeichen im Kopf. Wie kommen die Anderen scheinbar immer so viel besser mit schwierigen Bedingungen von Wind, Regen und besonders Kälte klar als wir? Es fällt schwer darüber eine Antwort zu finden. Fest steht, unsere Schmerzgrenze ist ziemlich weit unten angesiedelt. Trotzdem sind wir mit uns und der Radreise im Reinen. Die radreisenden Menschen sind eben auch aus verschieden Hölzern geschnitzt. Es gibt auch Radreisende welche abbrechen und heimkehren.
Am Mittag zieht es uns hinaus in die Sonne. Ihre Wärme hat es schwer denn die Luft ist kalt. Wir bummeln durch die Markthalle, wo es viel Schnickschnack und tonnenweise Obst und Gemüse gibt, dann zum Ohrid See. In der Ferne schimmern die hohen schneebedeckten Berge hervor. Verdeckt von einem Dunstschleier. Das Wasser des Sees ist herrlich klar und die vielen Möwen erwecken den Eindruck am Meer zu sein.
Weiter durch die Stadt sehen wir viele Baustellen und neugebaute Häuser. Auch in Mazedonien herrscht eine rege Bauwut. Alles muss groß und moderner werden. Wo kommt all das Geld her? Gilt doch Mazedonien als eines der Länder in Europa mit schwacher Wirtschaft. Beim Einkaufen schlagen wir heute nochmal ordentlich zu und holen uns Vorräte für die nächsten Tage. Lebensmittel sind hier – für unsere Verhältnisse – spottbillig. Sogar günstiger als in Albanien. Toll ist, dass wir seit langem preiswert nahrhaftes Roggenbrot und Pumpernickel -Made in Germany- bekommen! Das fehlt uns auf dieser Reise wirklich mit am Meisten. Darauf freuen wir uns sehr wenn wir nach Hause kommen und wegen leckerem Obstkuchen. ?