24.11. Nomitsi – Skoutari 55km, Ø14,0km/h, 3:54h, Gesamt 11918km
25.11. Skoutari – Mavrovouni bei Githio 22km, Ø16,3km/h, Gesamt 11940km
24.11. Heute weht wiedermal ein kräftiger Wind. Für uns kommt er von vorn…! Tiefe Wolken hängen an den Bergen, die Sicht ist getrübt. Wir arbeiten uns nach Areopoli vor. Viele Orte an der Strecke sind inzwischen dem Tourismus angepasst, bzw. sollen es noch werden. Hotelburgen werden gebaut und entstellen die Landschaft. Das ist nichts für uns. In Areopoli entschließen wir uns über die Berge abzukürzen, anstatt den Hacken um die Halbinsel Mani zu fahren. In den Bergen ist es ruhiger und ursprünglicher. Links und rechts der Strasse riecht es herb würzig nach Thymian, Salbei und Rosmarin. Die Strecke auf die andere Seite durch einen Gebirgseinschnitt ist kurz. Nach 16km stehen wir in Kotronas wieder an der Küste in einer Bucht.
Wir wollen noch 12km bis Skoutari fahren. Dort entdecken wir am Strand eine kleine Kirche stehen. Zu unserem bedauern ist die Tür zu. Oliver möchte nicht am Strand übernachten. In der Nähe ist ein Unterstand und etwas weiter eine Ruine. Der Weg vom Strand zum Ort hoch ist arg steil. Der Unterstand scheint uns zum Übernachten gut geeignet. Es ist wenig Platz doch uns reicht es. Zudem ist es hier nicht so frisch wie am Strand.
Es konnte keiner ahnen, dass und dieser Platz zum Verhängnis werden soll.
25.11. Nachts im Halbschlaf bemerke ich wie Oliver plötzlich wie von der Tarantel gestochen aus dem Zelt schoss. Da brüllte er schon: „Maria, wir sind beklaut worden!“ Nun Hellwach bin ich auch aus dem Zelt. Ich steh vor den Rädern, alle Taschen offen. Oliver kommt zurück. Er hat den Dieb noch rennen sehen, nahm die Verfolgung auf, doch das Fluchtauto mit Fahrer stand nicht weit in der Kurve.
Nun haben wir den Salat. Bei Oliver sind die Taschen fast zur Gänze leer. Die Küche ist weg, die (Lade-)Kabel für die elektronischen Geräte, Powerpacks, das Zeiss Fernglas, paar Schuhe und einige Anziehsachen von Oliver sind verloren. An mir nagt, dass ich nichts gehört habe. Oliver dachte anfangs kurz bei dem Geräusch an ein Tier… Es war mittlerweile früh halb fünf. Erstmal bleibt uns nichts weiter übrig als wieder ins Zelt zu gehen und auf den Morgen zu warten. Auf alle Geräusche um uns herum reagieren wir jetzt besonders.
Den Vormittag verbringt Oliver gleich damit die fehlenden Teile nachzubestellen. Wir wollen nicht aufgeben und uns davon ins Boxhorn jagen lassen. In dem nächsten Ort hat Oliver bereits gestern Abend ein Zimmer für uns reserviert. Die Wirtin soll deutsch sprechen.
Nach einer kurzen Fahrt, noch ohne Kaffee, genehmigen wir uns erstmal einen. Danach ins Hotel. Die Wirtin spricht wirklich deutsch, sie kommt aus Deutschland und lebt seit 30 Jahren in Griechenland. Sie hilft uns bei der Bestandsaufnahme der fehlenden Gegenstände mit Übersetzen und bei der Polizei. Welch ein Segen für uns. Das wir länger als eine Nacht bleiben ist auch kein Thema 😉 und wir können die uns verbliebene Wäsche waschen.
Bei der Polizei dauert es eine ganze Weile mit der Protokollaufnahme. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Nebenbei regeln wir noch einige Dinge mit der Familie. Wenn ein ruhiger Moment kommt, grübeln wir über das Geschehene nach. Wer tut so was? Warum tut jemand so was? War es einer aus dem Ort? Was will er mit den Sachen? Was bleibt, ist ein blödes Gefühl. Die Diebe können mit unseren Sachen nichts anfangen außer sie ganz billig zu verhökern und für uns waren sie so wichtig. Das müssen wir nun in den nächsten Tagen verdauen.
Wie sagt meine Oma immer: „Alles schlechte hat sein Gutes.“ Wir sind gespannt was es uns bringt. Wir werden auf jeden Fall in Zukunft umsichtiger mit unserem Lagerplatz sein. Doch wünschen wir uns weithin Sorgen- und Angstfrei weiter radeln zu können.
Die Fotos der letzten Tage folgen, wenn das neue Kabel da ist! Zum Glück hat die Wirtin erstmal passende Ladekabel für’s Telefon und Tablet Computer.
Hallo ihr Beiden,
wir haben die Zeilen erst heute morgen gelesen, aber schon gestern Abend von Ute und Uwe davon gehört. Das müssen auch wir verdauen. Griechenland ist nicht das Paradies, es ist ein Land mit großen Problemen, sozialen Gegensätzen und heftig berührt von Wirtschafts- und Flüchtlingskrisen und all den Widersprüchen, die das mit sich bringt. Da müsst ihr vorsorgen! Leider müsst ihr euer wertvolles Hab und Gut mehr sichern. Vielleicht wieder mehr in menschlicher Nähe zelten. Zeltplätze, Gärten mit Häusernähe. Passt gut auf euch auf! Aber nicht Angst und zu großes Misstrauen soll euch begleiten, sondern Aufmerksamkeit und gesunde Vorsicht. Wir denken viel an euch! Viel, viel Glück auf den weiteren Wegen.
Saskia und Thomas
Hallo ihr Zwei!
Danke für die lieben Worte. Saskia, das was Du über Griechenland schreibst trifft mittlerweile auf ganz Europa zu… Ich gestehe, dass wir uns sehr in Sicherheit gewiegt haben. Der Vorfall hat uns mehr die Augen geöffnet. Da wir nicht wissen wer’s war können wir niemanden verurteilen. Doch die Tat an sich ist schändlich. Bei vielen unserer Gespräche dreht es sich um die aktuelle Lage. Das macht auch vor unserer Reise nicht halt.
Wir wünschen uns weiterhin das Beste.
Viele liebe Grüße Maria & Oliver
Liebe Maria, lieber Oliver,
wir können uns vorstellen, wie sehr Ihr erschrocken und enttäuscht seid, nachdem Ihr bisher eine schöne Reise ohne schlimme Zwischenfälle hattet und immer freundliche Menschen getroffen habt. Mir fiel sofort der Spruch von Friedrich Schiller aus dem Gedicht „Der Ring des Polykrates“ ein, den ich manchmal von meinem Vater gehört hatte: „Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil.“ Bei allem Schreck sind wir aber froh, dass Ihr körperlich unversehrt geblieben seid.
Jetzt könnten wir das Gleiche schreiben, wie Saskia und Thomas. Aber Ihr könnt bitte ihren Brief gleich noch einmal in Ruhe lesen.
Einsames Übernachten kann uns nicht gefallen. Zeltplätze sind eine gute Erfindung, die es, als wir Kinder waren, noch gar nicht gab. Sie bieten vor allen Dingen Sicherheit. Leider muß heutzutage viel Luxus teuer bezahlt werden.
Eva war früher mit Hendrik mit Rucksack zu Fuß in Bulgarien unterwegs. Für ein Hotel war einfach kein Geld vorhanden, weil es nur einen recht begrenzten Höchstumtauschsatz gab. Wenn sie im Wald überachteten, lagen sie dann meist mit anderen Wanderern um einen Baum herum. Ihre Rucksäcke hatten sie an den Baum in der Mitte gebunden und an den Stricken Glöckchen oder irgend etwas was Lärm macht befestigt.
Aber langer Rede kurzer Sinn: Das Wichtigste ist eure eigene Sicherheit. Und die findet man am Ehesten bei menschlichen Behausungen.-
Heute ist erster Advent und bei uns dreht sich wieder die Pyramide und es leuchtet der Herrnhuter Stern.
Alles Gute wünschen Oma und Opa
Was für ein Pech. Ich habe ein 3 Personen Zelt, habe deshalb viel Platz, um die Taschen drin zu lassen.
Hoffentlich ist die Moral gut. Alles Gute.
Hallo David, es geht auf jeden Fall weiter. ?