Unser Wecker klingelte bereits 5Uhr30! Um sieben müssen wir fertig sein. Wir brauchen früh immer eine Weile, eh wir in die Gänge kommen. Als ich die Tür vom Wohnmobil geöffnet habe, begrüßte mich ein herrlicher Morgen. Die Sonne schien am strahlend blauen Himmel und die Temperaturen waren um diese Zeit schon sehr mild. Zum Frühstück bekommen wir noch Hühnereier vom Hof. Ganz pünktlich schaffen wir es nicht, dafür plauschen wir noch ein bisschen mit den anderen. So zeitig wie heute, 7Uhr30, sind wir noch nie weg gekommen (und werden es wohl so schnell auch nicht wieder). Es ist wunderbar durch die gerade erwachende Landschaft zu fahren. Auf der Strasse sind wir die meiste Zeit alleine. So lässt es sich richtig entspannt radeln. Nach gut zwei Stunden meldet sich der Hunger. Das erste Frühstück ist ein wenig schmal ausgefallen. Auf einer großen Wiese finden wir einen guten Platz. Wir lassen uns reichlich Zeit und brechen gute zwei Stunden später erst wieder auf. Wir wollen noch einen Abstecher nach Druschba (deut. Allenburg) machen. Dort bestand einst eine Schleuse, die den Masurischen Kanal mit der Lawa (deut. Alle) verband. Heute sind nur noch Reste übrig. Bevor wir dort ankommen, werden wir von einem freundlichen älteren Herren angesprochen und eine gute viertel Stunde „aufgehalten“. Er redet sehr viel und wir verstehen fast nichts. Außer das er ursprünglich aus Kasachstan kommt und nicht glauben kann das wir erst nächstes Jahr wieder zu Hause sein werden.
Nach Druschba geht es weiter Richtung Kaliningrad. Unterwegs fragen wir uns was wohl mit den Dörfern wird, wenn die Alten mal weg sind. Es ist jetzt schon sehr viel leer und verfällt. Am Ende gibt’s überall die gleichen Sorgen und Probleme. Die Landschaft ist immer noch sehr schön. Doch je näher wir Kaliningrad kommen umso mehr weicht das ganze Industrie und Neubausiedlungen. Altes und neues Russland dicht beisammen. Ebenso nimmt der Verkehr zu. Was zu erwarten war. Nach gut 80km Fahrt wurde es auf dem Rad langsam anstrengend. Zum einen nahm der Wind etwas zu – natürlich von vorn – und zum Anderen wurde der Popo langsam müde von vielen sitzen. Doch wir wollen die letzten 30km bis Kaliningrad noch schaffen. Es werden die anstrengendsten Kilometer heute. Trotz des vielen Verkehr ging es für uns einigermaßen gut zu fahren. Bald können wir auf die Fußwege ausweichen. Die Herausforderung sind hier die Bordsteinkanten. Stellenweise über 20cm hoch. Garantiert nicht Barrierefrei! Ansonsten erschlägt uns hier die massive Bauweise der postsowjetischen Architektur. Wahnsinn wie die Hochhäuser aussehen. Oliver ist ganz fasziniert davon. Morgen mehr dazu.
Eine Unterkunft zu finden erweist sich als schwierig. Für uns ein Spießrutenlauf zwischen Menschen, Laternen, Schlaglöchern und eben hohen Bordsteinkanten. Das Erste Hostel gibt es nicht, das Zweite hat keinen Platz mehr und beim Dritten kommen wir nicht rein. Bei Hostel Nummer Vier haben wir endlich Glück. Wir bekommen ein Zimmer, welches wir uns noch mit anderen Teilen. Jugendherberge-Feeling für unter 5 Euro pro Person. Für eine Nacht wird’s gehen. Wir sind müde und erschöpft. Duschen, ein kurzes Abendbrot und schon fallen wir ins Bett.