Jaśkowo – Bystry bei Giżycko 72km, Ø15,4km/h, 4:40h, Gesamt 1943km
Geschlafen habe ich die Nacht ganz gut. Am Morgen war ich zeitig munter und bin gleich aus dem Zelt gekrabbelt. War das herrlich! Die klare Morgenluft, angenehm mild und die Sonne glitzerte im See. Das habe ich genutzt um am Tagebuch weiter zu schreiben. Oliver hat noch bissel länger geschlummert.
Da es heute keine lange Tour wird fahren wir entspannt über abgelegene Strassen. Dabei rütteln wir über schlechte Strassen, ackern über sandigen Waldboden und fahren “Fähre”. An der Fähre in Wierzba treffen wir auf die ersten Tourenradler, aus Deutschland. Ihre Tour ist aber nicht ganz so groß wie unsere. ? Wir unterhalten uns eine ganze Weile und überlegen nebenbei ob überhaupt die Fähre fährt. Die vier warten schon eine Weile länger. Eine von den Frauen zieht schließlich los um im Hafen nachzufragen. Als sie zurück kommt hat sie eine gute und eine schlechte Nachricht für uns. Die schlechte Nachricht: die Fähre fährt erst im Juni wieder. Die gute Nachricht: einer von den Bootsleuten hat sich bereit erklärt uns alle mitsamt dem Gepäck auf die andere Seite zu befördern. Aber immer in dreier Gruppen und gegen ein kleines Entgelt. Da keiner von uns Lust hat zurück zu fahren und einen neuen Weg zu suchen, nehmen wir das Angebot gerne an. Wie sich herausstellt fahren wir mit einer Nussschale mit kleinem Motor. Ich habe leichte Zweifel, dass alles hinein passt. Doch der Schiffer lädt fröhlich alles ein. Mit Schwimmweste ausgerüstet geht die kurze Fahrt über den See los. Uns hat’s gut gefallen und wir wären gerne länger gefahren. Auf der anderen Seite verabschieden wir uns von den anderen. Wir haben unterschiedliche Routen. Für uns geht’s 6km durch mehr oder weniger viel Sand nach Mikołajki. Manchmal mussten wir einfach schieben. Was aber nicht leichter ging. Puh, ganz schön anstrengend. In Mikołajki machen wir es uns am Hafen bequem. Bei Eis und Kaffee werden unsere Räder von anderen Sachsen entdeckt. Die Flage ist ja schön drapiert. ? Auch hier kommen wir ins Gespräch mit einem großen Staunen über unsere Reise. Ein Blick in die Karte zeigt uns, dass wir heute noch gar nicht weit gekommen sind. Vor uns liegt bis Giżycko (deut. Lötzen) noch ein gutes Stück. Das möchten wir heute gerne noch schaffen. Also wieder rauf auf die Räder. Dabei können wir schon sehen wie schön es in den Masuren ist. Die Landschaft ist lieblicher, viele Seen und Flüsse, bzw. Kanäle erstrecken sich über einige Kilometer. Wir radeln durch sehr schöne Baumalleem.
Allerdings warten hier an den Seen auch schon unsere kleinen „Freunde“ in rauen Mengen. Mal schnell in den Wald wird zum Kampf Mensch gegen Mücken… An diese Biester werden wir uns wohl oder übel auch gewöhnen müssen. ?
In Giżycko angekommen müssen wir erst unsere Vorräte auffüllen, ehe wir uns an die Suche nach unserem Nachtlager machen. Der Zeltplatz den wir finden stellt uns nicht ganz zufrieden und ist auch recht teuer. Da können wir auch in einem richtigen Bett schlafen. Das wird sicher Olivers Rücken zu gute kommen. Wir brauchen nicht lange suchen um ein Zimmer zu finden. Die gute Frau überschlägt sich fast um es uns recht zu machen. Wir nehmen das Zimmer für zwei Tage. Morgen haben wir frei! Als i-Tüpfelchen können wir unsere Wäsche bei ihr waschen. Besser gesagt, ich darf gar nichts, die gute Frau macht alles.
Kaum das wir rein sind und ausgepackt haben, gehen über uns die Schleusen auf. Ein mächtiges Gewitter mit starken Regen zieht über uns hinweg. Wären wir auf dem Zeltplatz gewesen, wären wir vermutlich abgesoffen.
1 thought on “13.05. Tag 28 Polen – Masuren”
Liebe Maria, lieber Oliver,
als ich mitten in der Nacht las, daß Oliver inzwischen doch noch verkehrsarme Straßen gefunden hatte, war ich sehr erleichtert und konnte beruhigt schlafen gehen. Das Foto, auf dem Maria ganz alleine die Allee entlang radelt, erinnert mich an meine Fahrt mit Detlef von Berlin nach Rügen. Das war 1956 auf der Staatsstraße 96. Diese war vor 60 Jahren auch so leer. Und später, von 1962 bis 1968 in Krümmel, standen mir für alle Besorgungen im nächsten Städtchen Mirow oder für Ausflüge in die Umgebung ebensolche Sandwege zur Verfügung, wie Ihr sie benutzt habt. Den Kinderwagen mußte ich dann manchmal hinter mir her ziehen. Alles war nicht so einfach. Aber es herrschte viel Ruhe.
Schon zu Beginn des Studiums sind wir darauf vorbereitet worden. In seiner ersten Vorlesung beschrieb ein Professor, daß es große Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Auf dem Land nehmen wir in der Stille der Nacht viele unterschiedliche Geräusche wahr, wie Maria das auch aufgefallen ist. Die Erklärung des Professors gipfelte in dem Satz: „Und klack, da fiel ein Apfel vom Baum.“ Dieser Satz war zu einem Markenzeichen des Professors geworden, auf den die neuen Studenten regelrecht warteten.
Es ist schön, daß Ihr Euch Zeit nehmt, um diese ursprüngliche Landschaft zu genießen.
Herzliche Grüße Oma und Opa
Liebe Maria, lieber Oliver,
als ich mitten in der Nacht las, daß Oliver inzwischen doch noch verkehrsarme Straßen gefunden hatte, war ich sehr erleichtert und konnte beruhigt schlafen gehen. Das Foto, auf dem Maria ganz alleine die Allee entlang radelt, erinnert mich an meine Fahrt mit Detlef von Berlin nach Rügen. Das war 1956 auf der Staatsstraße 96. Diese war vor 60 Jahren auch so leer. Und später, von 1962 bis 1968 in Krümmel, standen mir für alle Besorgungen im nächsten Städtchen Mirow oder für Ausflüge in die Umgebung ebensolche Sandwege zur Verfügung, wie Ihr sie benutzt habt. Den Kinderwagen mußte ich dann manchmal hinter mir her ziehen. Alles war nicht so einfach. Aber es herrschte viel Ruhe.
Schon zu Beginn des Studiums sind wir darauf vorbereitet worden. In seiner ersten Vorlesung beschrieb ein Professor, daß es große Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Auf dem Land nehmen wir in der Stille der Nacht viele unterschiedliche Geräusche wahr, wie Maria das auch aufgefallen ist. Die Erklärung des Professors gipfelte in dem Satz: „Und klack, da fiel ein Apfel vom Baum.“ Dieser Satz war zu einem Markenzeichen des Professors geworden, auf den die neuen Studenten regelrecht warteten.
Es ist schön, daß Ihr Euch Zeit nehmt, um diese ursprüngliche Landschaft zu genießen.
Herzliche Grüße Oma und Opa