19.02. In der Nacht hat es eine ganze Weile geregnet. Die Temperaturen haben sich spürbar abgekühlt. Im Schlafsack ist es kuschelig warm. Wir stehen spät auf, erst nach 9Uhr. Der schwerfällig durch das Tal ziehende Nebel verstärkt die Tristes von gestern noch. Langsam packen wir unser Zeug zusammen und frühstücken. Oliver bereitet nebenbei die heutige Route für uns vor. Bis zum nächsten größeren Ort Kalavrita sind es ungefähr 35km. Das sollte zu schaffen sein. Gegen 12Uhr am Mittag starten wir schließlich.
Wir durchqueren Klitoria und freuen uns einen Bäcker zu finden der offen hat. Schnell wird noch ein Brot und was zum Knabbern gekauft. Erstaunlich welch reger Betrieb an Menschen hier zum Sonntag herrscht. Das sind wir so nicht gewohnt. Hinter Klitoria geht es gut 10km das Tal hinauf bis auf über 1000m. Das bringt uns schnell ins Schwitzen und auch zum Stinken. Die letzte Dusche liegt schon etwas zurück. Über uns ziehen derweile die Wolken weiter zu und wir sehen Regenschwaden durch das Tal und an den Hängen vorbei ziehen. Immer mal werden wir zusätzlich nass von oben. Ein sonniges Panorama oder weite Aussicht – Fehlanzeige. Hin und wieder zieht ein kalter Wind um die Ecke. Mich treibt der Gedanke an unsere mit Feta Käse gefüllte Teigtasche nach oben.
Auf der anderen Seite des Passes sieht es genauso grau aus. Vor der Abfahrt ziehe ich mich warm an und wünsche mir nebenbei, mich wie eine Schnecke in ein Haus zurück ziehen zu können. Die einzigen die sich von keinem Wetter stören lassen sind die vielen Hunde entlang der Strecke. Wo es nur geht wird laut gekläfft, geknurrt oder auf die Strasse gerannt. Das nervt und strengt an. Oliver wünscht sich wiedermal eine Pistole und peng…!
Als wir Kalavrita erreichen sind wir schon geschafft, hungrig und müde. Natürlich sind Hände und Füße kalt. Zeit für eine Pause. Die kleine Stadt ist voller Leute und wir fragen uns einmal mehr was los ist. Am Markt finden wir einen Platz und bauen unser Essensequipment auf. Nebenbei bekommen wir die Antwort für das bunte Treiben in all den Ortschaften: Faschingszeit!
Beim Kaffeetrinken wird es schnell ungemütlich. Der kalte Wind zerrt an unseren nassen Sachen, brrr. Oliver hat auch keine Lust mehr weiter zu fahren. Ich buche für uns ein Zimmer im Ort, inklusive Frühstück!
So schön das einfache Nomadenleben im Zelt ist, es geht doch nichts über eine schöne heiße Dusche am Ende des Tages! Auch nutzen wir es um unsere müffelnden Sachen zu waschen. Ansonsten entspannen wir uns und freuen uns, dass es jetzt warm um uns herum ist. ?
20.02. Das Frühstück war ausgezeichnet, abwechslungsreich und lecker. Wir langen ordentlich zu. ? Der Morgen sieht recht passabel aus und des öfteren lugt die Sonne etwas hervor. Heute geht es durch die Vouraikos Schlucht zum Golf von Korinth. Durch diese Schlucht führt die letzte auf dem Peloponnes verbliebene Schmalspurbahn. Der Einstieg beginnt direkt hinter Kalavrita. Entspannt radeln wir los. Es geht nochmal auf ungefähr 1000m hoch. Wir ziehen vorbei an imposanten Felsformationen unter denen sich die Schlucht auftut. Die Strasse ist mit stellenweise über 10% Steigung ganz knackig und trotz der kühlen Luft bleibt das Schwitzen nicht aus. Derweil sammeln sich über uns wieder dunkle Wolken und wir sehen die Regenschwaden auf uns zu kommen. Logisch das wir das kalte Nass von oben mitnehmen. Zwischenzeitlich stellen wir uns an einem Aussichtsplatz unter und lassen das Gröbste vorbei ziehen. Heute gibt’s Aussicht ohne Aussicht. Wir zeigen dem „lieben Wettergott“ den Stinkefinger und fluchen. Als der Regen nachlässt und die Sonne sich vorsichtig zeigt fahren wir weiter bis zum Pass. Oliver bringt den hoffnungsvollen Satz hervor: „Auf der anderen Seite ist es bestimmt trocken.“ Na dann nichts wie hin!
Oben angekommen kann von trocken keine Rede sein. Im Gegenteil, der Nebel ist hier noch dichter und wir sehen genau null! ? Das kleine Wolkenloch war wohl nur ein Vorwand uns dahin zu locken. Ich zieh wieder einmal mein Pullover und dicke Handschuhe über und gehe in die Abfahrt. Es dauert eine ganze Weile eh der Nebel sich lichtet und wir die Strasse vor uns wieder erkennen können. Noch ein gutes Stück weiter sind wir aus dem Wolkenmeer aufgetaucht und bekommen einen Blick zur Küste. Es scheint auch ein bisschen die Sonne. Dazu kommt noch ein kühler Wind. Nass geschwitzt und kalt macht das die Abfahrt (ca. 16km) ungemütlich. Von der Sonne an der Küste bekommen wir leider nix mehr ab. Unten angekommen ist mir kalt, der Körper verspannt und tut mir weh. Ich hätte heulen können. Insgesamt war es schade, dass während unserer Fahrt über die Peloponnes-Berge viel zu wenig klares Wetter mit Sonne war.
Der Blick nach Westen ist trostlos. Dicke schwarze Wolken hängen über dem Golf von Korinth und lassen das andere Ufer nur erahnen. Auf der Küstenstrasse geht es Richtung Aigio. Entspannt radeln geht anders, denn es ist verhältnismäßig viel Verkehr, trotz der parallel verlaufenden Autobahn. Es riecht nach Abgasen und Müll. Wie die meisten südlichen Küstenregionen ist es auch hier sehr zersiedelt. Eh die Laune noch schlechter wird stoppt Oliver zu einer Kaffeepause. Die Frage Zelt oder Zimmer gewinnt das Zimmer. Wir werden fündig in Selianitika hinter Aigio.