09.11. Cariati – Marina di Ginosa 59km, ∅17km/h, 3:29h, Gesamt 11298km (ca. 100km mit Bus von Sibari bis Marina di Ginosa)
Am 6.11. sind wir kurz nach 9 in der Früh von „unserem“ Olivenhain losgekommen. Der Besitzer kam noch vorbei und gab uns mit seiner verwunderten kopfschüttelnden Geste zu verstehen, dass er uns nicht beneidet. Ich versuchte ihm mit „Montagne“ usw. zu erklären, dass wir über die Berge fahren. Maria überlegte noch, ob er uns evtl. mit seinem Pickup hochbringen könnte…
Wir radeln, denn das Wetter ist zwar kühl durch den frischen Wind, aber die andere Seite lockt mit mehr Sonne. Außerdem führt eine Straße ein Stück auf dem Kamm vom Aspromonte entlang. Abwärts geht es von Scido los. Nach einer Weile folgen wir der kleinen Bergstraße in vielen Serpentinen fast 800Hm wieder nach oben. Schnauf schnauf…, hin und wieder mit starken Wind von vorn. Tja, wir sind auch voll im Herbst angekommen. Die einsame Ruhe oben genießen wir und erfreuen uns an der tollen Aussicht auf die steilen Hänge bei der Abfahrt auf die andere Seite. In Gerace, eine alte kleine Stadt, finden wir in der Nähe einen schönen Lagerplatz. Schon halb fünf am Nachmittag taucht die Sonne stimmungsvoll hinter den Bergen unter.
7.11. Heute fuhren wir ab Sidorno an der Südost-Küste ein Stück mit dem Zug, da die Küstenstrasse stark befahren und im schlechten Zustand ist. Uns verfolgt auch ein Schlechtwetter. Die Berge sind schon in den Wolken verschwunden. Die erste Bahnetappe soll uns nach Catanzaro-Lido bringen. Mit Hilfe eines verlebt aussehenden Einheimischen können wir in einem Kiosk Fahrkarten kaufen. Aber nur für uns, nicht für die Räder! Egal, erstmal einsteigen. Wir staunen wie voll der Schienenbus mit nur einer Tür ist. Mehr ist das Gefährt nämlich nicht gewesen. Und hier, die Polizei als Fahrgäste ist unser Freund und Helfer! Gemeinsam packen wir alles rein. „Die Fahrkarten bitte! Ja und die für die Räder?“ Unsere Antwort „Non capito e impossibile pagato in the ticket…bigletti office.“ Der Schaffner zuckt mit den Achseln, lächelt und wir sollen uns setzen. Er kann uns keine Rad-tickets an Bord verkaufen. An der nächsten Station soll ich bitte mit aussteigen und am Bahnhofsschalter die Karte nachkaufen. Ein Polizist kommt mit um dem Mitarbeiter zu erklären was ich brauche. Und bitte ganz schnell! Dieser konnte uns auch keine Karten verkaufen! Ab zurück in den Zug und wieder setzen. Der Polizist und der Schaffner schütteln den Kopf. Dann eben nicht. Nächste Station war Personalwechsel und damit nächster Versuch. Ich folge dem neuen Schaffner ganz nach vorn zum Lokführer. Dieser lacht sich scheckig und hat sein Spass als er die Geschichte vorne mitbekommt. Der Schaffner druckte nun an Bord ein Ticket aus: 1Person +1Fahrrad! Non…no! Ich erklärte ihm, ich brauche nur Radtickets! Nix Personas, we have…capito? Er: Non capito. Ich wollte fix zu Maria zurück um ihm die Fahrkarte zu zeigen die wir schon haben und bat um „Uno minuto per favore, I will like show you our tickets for personas“ Der Schaffner verzweifelte und schüttelte den Kopf! Er konnte den fertigen Ausdruck nicht stornieren, nahm nur den Geldanteil für’s Rad mal2 und gab mir den Ausdruck. Tuto completo! ? Puh…
Weil das Spass machte, kauften wir uns in Catanzaro-Lido die Anschlussfahrkarten mit Rad bis nach Crotone. In Italien bei der Bahn bezahlt man übrigens noch nach Kilometerzahl, wie bei der DB vor vielen Jahren. Es sind 7 Cent/km, Fahrrad pauschal immer 3,50€ pro Tag.
In Crotone angekommen war die Schlafplatz Suche schwierig und die schwarze Wolkenwand ist uns bedrohlich gefolgt. Wir fanden was und das Zelt stand wie auf Kante genäht auf einem Buckel im Wald einer Anhöhe.
8.11. Blitz! Donner! Regen! Und wie…! Wir haben die Nacht kaum geschlafen. Das Wasser lief den Hang hinunter vermengt mit Schlamm. Dummerweise auch über die Zeltunterlage! Unter Maria drückte das schmutzige Wasser durch das Zelt. Alles sah aus früh wie Sau! Der Waldboden war so eine Art Lehm. Naja…und die vielen Fliegen! Die beißen hier! Ich erschlug eine weibliche denn ooh…, da platzten lauter Baby-Fliegen aus dem aufgeschlagenen Fliegenkörper! Bääh…! Bloß weg hier. Gefrühstückt haben wir im nahegelegenen Einkaufszentrum. Wasser und Klo, alles in der Nähe. Wir beschließen nach Cariati an der Küste entlang zu radeln mit Blick auf das Wetter. Evtl. haben wir noch eine Chance in die Berge zu kommen. Neben der Bewölkung auch mit Blick auf die Temperaturen werden wir hier und da leider Abstriche machen müssen. In Cariati hatte ich vorab ein preiswertes Zimmer über Booking.com gebucht. Die Fahrt ging ganz flüssig wenn auch mit Wind von vorn. Kennmer ja gut. Das Zimmer selbst haben wir dann nur mit Hilfe einer Mitarbeiterin der deutschen Booking.com Service-Hotline bekommen, welche einen italienischen Kollegen beauftragte der Vermieterin via Rückruf zu erklären, dass die Unterkunft bezahlt ist. Sie stellte sich doof und wollte vor Ort einfach mehr Geld in Cash. Eine gute Stunde lang ging das Theater und es wurde auch langsam Kalt! Mehr Geld wäre die Bude übrigens auch nicht wert gewesen. Diesmal war es eben nicht preiswert sondern billig. Maria ist dann nochmal los, was zum Frühstück holen (dies war mit gebucht, aber „Cusino no function“). Ich sperrte mich derweile im Gemeinschaftsbad ein! Sch…ße! Maria draußen beim Einkaufen ohne Schlüssel und ich im Bad eingeschlossen. Ruhe bewahren und geduldig mit Kraft aus der Ruhe probieren. Die Tür kann ich ja immer noch kaputt treten. Nach etlichen Versuchen klappte es dann ohne das ich den Schlüssel zerbrochen habe! Puuh…, meine Hand wund aber die Türe ist noch heile. Mit einer leckeren Pasta haben wir den Tag dann ausklingen lassen.
9.11. Es sind immer noch dicke Wolken in den Bergen und es ist kalt! Der Regenradar auf sat24.com zeigt dazu noch Schauer. Da geht’s über 1500m hoch. Von oben weht auch ein sehr kräftiger Wind, welcher uns als Gegenwind das hochradeln zusätzlich erschweren würde. Also geht’s für uns weiter die Küstenstraße entlang bis Sibari. Von dort wollen wir mit dem Zug bis 40…50km vor die Stadt Taranto. Von da kommen wir ganz gut in Richtung Stadt Matera. Zug fahren auch weil die Küstenstraße dann meist 4spurig und für Radler gesperrt ist.
In Sibari stellen wir fest, dass nur ein teurer IC-Zug ohne Radmitnahme einmal am Tag fährt. Sonst nur 3mal am Tag ein Bus. Der 3. heute in einer halben Stunde. Ob der die Räder mitnimmt? Offiziell nämlich nicht. Wir warten bevor wir Fahrkarten am Automat kaufen. Als der Bus kam fragen wir den Fahrer. Er gibt sein ok, denn es ist genug Platz unten im Kofferraum. Wir müssen nur noch schnell die Fahrkarten… „Nein nein, packt schnell und steigt ein! Los!“ Maria ist noch etwas verunsichert, er meinte das aber ernst. Ok, so konnten wir kostenlos die fast 100km bequem zurücklegen. Als wir in Marina di Ginosa ankommen ist es mit 18Uhr30 bereits dunkle Nacht. Aber nur 2km weiter, in der Nähe zum Meer in einem Wald, finden wir einen guten Lagerplatz und ich konnte mal wieder „bloggen“. ?