06.06. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns schweren Herzens von Doreen und Stefan. Noch etwas schwerfällig rollen wir die Räder auf die Strasse und schwingen uns hinauf. Die Gemütlichkeit der letzten Woche ist uns in den Laib gefahren. Nun stehen die letzten Kilometer an. Da es nicht mehr weit ist und wir bis Sonnabend genug Zeit haben, können wir gemütlich durchs Sachsenland radeln und den einen oder anderen kulturellen Abstecher machen.
Der Erste ist das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Ein sehr imposantes Bauwerk zu einem wichtigen Stück sächsische Geschichte. Vor den vielen zeitgleich eintreffenden Schülergruppen, die mit einmal anrücken, flüchten wir uns schnell nach oben auf die Kuppel. Von der 91m hohen Aussichtsplattform können wir weit über Leipzig und die Umgebung gucken. Wenig später wird das Gedränge dort oben groß. Den Rückweg nach unten lassen wir ruhiger angehen. Auf den engen Wendeltreppen kann einem glatt schwindlig werden. Wir sind beeindruckt von der Größe des Denkmals. Von innen wirkt es noch größer als von außen. Anschließend statten wir noch dem kleinen Museum um die Schlacht bei Probstheida einen Besuch ab.
Südlich von Leipzig fahren wir durch die Leipziger Seenlandschaft, die renaturierte Tagebauregion mit schön verlegten Radwegen. Da mich leider immer noch Bauchkneifen quält wird das Radfahren schnell anstrengend. Wir beschließen baldigst einen Platz für’s Zelt zu suchen. Außerdem wird es am Himmel bedrohlich dunkel und der kräftige Wind peitscht die Wolken schnell vorwärts. In Frohburg füllen wir alle Wasserbehälter auf. In Dolsenhain erkundigt sich Oliver bei einem vollbärtigen jungen Mann ob er eine Idee für einen Übernachtungsplatz hat. Er verweist uns in den nächsten Ort Altmörbitz zu einer einzeln stehenden Scheune. Es ist ein Grundstück der Familie auf dem wir unser Zelt aufbauen dürfen. Gerade rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen krabbeln wir ins Zelt. Beim Abendbrot grübeln wir über die seltsamen Reaktionen die unsere Körper momentan aussenden: Ich hab’s mit dem Bauch und Olivers Schuppenflechte am Hinterkopf ist wieder sehr juckend präsent. Vor der Tour haben wir uns allerlei Gedanken gemacht über alles mögliche was als nächstes auf uns zukommt. Trotzdem ging es gefühlt leichter oder die Spannung und Vorfreude war kribbelnder. Nun geht es heim und die spannende Frage ist, was bleibt von der Reise für den zukünftigen Alltag? Die Fragen vom letzten Jahr kehren sich um. Wo und wie werden wir wohnen? Wie geht es weiter mit meiner Arbeit? Wie kommen wir im Alltag wieder an? Wie schnell geschieht das und können wir die liebgewonnene Unabhängigkeit bewahren? Es geht uns eine Menge (Oliver weniger, mir dafür mehr) durch den Kopf. Die Antworten darauf werden wir ja bald bekommen.
07.06. Blauer Himmel lockt uns aus dem Zelt. Zum Frühstücken wechseln wir in die naheliegende Bushaltestelle. Meinem Bauch geht es auch wieder besser! Wie schon gestern weht weiterhin ein sehr starker Wind. Zum Teil sehr frisch, dass er uns eine Gänsehaut auf die Beine zaubert. Begleitet davon strampeln wir emsig durch hügeliger werdende Landschaft nach Waldenburg. In Waldenburg wollen wir uns das alte sehr gut erhaltene Naturalienkabinett vom Fürsten von Schönburg-Waldensee ansehen. Dafür nehmen wir uns reichlich Zeit. Uns fesseln die umfassenden Sammlungen an Fossilien, Mineralien, Schmetterlinge und Insekten, die ausgestopften Tiere und Kuriositäten der Natur und einiges mehr.
Nach dem Museum gönnen wir uns eine kleine Stärkung am Schwanenteich von Waldenburg. Offensichtlich ein sehr beliebter Platz bei den Leuten aus der Umgebung. Es herrscht ein kommen und gehen. Unsere bepackten Räder ziehen natürlich viel Aufmerksamkeit auf sich und locken die Neugier und das Interesse der Leute. Wir erzählen ein bisschen von unserem Erlebten. Es ist erstaunlich das wir damit bei Leuten jeder Alterschicht Sehnsüchte nach der Ferne wecken.
Am Nachmittag radeln wir weiter nach Chemnitz, diesmal mit Rückenwind. Dort haben wir uns bei meiner Cousine Kristin und ihrem Freund Christoph eingeladen. Den Abend verbringen wir gemeinsam mit Billiard spielen und später in einer Bar. Heute ist Karaoke-Abend. Wir singen aber nicht, das überlassen wir lieber den anderen. Das ist sehr lustig die Leute zu beobachten. Wiedermal wird es spät bis wir ins Bett kommen, so kurz nach 1Uhr in der Früh.
1 thought on “06./07.06. Tag 419/420 Deutschland”
Hallo, liebe Maria und lieber Oliver,
ihr beiden Weltenbummler!
Nun kommt der Tag also in greifbare Nähe, an dem eure so erlebnisreiche Reise (vorläufig?) endet. Ja, Maria, das kann ich sehr gut nachvollziehen, wie es dir im Kopf herumgeht; wie sich die Umstellung auf einen Alltag anfühlen wird und sich bewerkstelligen lässt. Ihr werdet sicherlich viel aus euren Erlebnissen zehren können und vielleicht die eine oder andere Entscheidung im Leben nun anders treffen, als zuvor. Ich kenne auch diese gemsichten Gefühle, nach einer spannenden und erlebnisreichen Reise – bei der man mitunter auch wie in andere Welten eingetaucht ist – schließlich wieder zurückzukommen.
Es ist jedoch für uns daheim gebliebenen immer schön zu sehen, wenn Reisende glücklich und gesund wieder nach Hause kommen. In diesem Sinne freue ich mich auch, dass ihr nun bald wieder da seid. Morgen sind Andreas und ich selbst auf Reisen – aber ganz anders als ihr. Wir fahren in einem historischen Zug der Deutschen Reichsbahn mit einer alten Dampflok vorn angekoppelt nach Prag – über Dresden also. Da denken wir dann ganz besonders an euch und winken mal zum Schillergarten rüber. Wir wünschen euch morgen eine glückliche Heimkehr!
Habt noch einmal herzlichen Dank für euer so wunderbar beschriebenes und bebildertes Reisetagebuch. So habt ihr uns alle auch irgendwie immer mitgenommen und teilhaben lassen.
Hallo, liebe Maria und lieber Oliver,
ihr beiden Weltenbummler!
Nun kommt der Tag also in greifbare Nähe, an dem eure so erlebnisreiche Reise (vorläufig?) endet. Ja, Maria, das kann ich sehr gut nachvollziehen, wie es dir im Kopf herumgeht; wie sich die Umstellung auf einen Alltag anfühlen wird und sich bewerkstelligen lässt. Ihr werdet sicherlich viel aus euren Erlebnissen zehren können und vielleicht die eine oder andere Entscheidung im Leben nun anders treffen, als zuvor. Ich kenne auch diese gemsichten Gefühle, nach einer spannenden und erlebnisreichen Reise – bei der man mitunter auch wie in andere Welten eingetaucht ist – schließlich wieder zurückzukommen.
Es ist jedoch für uns daheim gebliebenen immer schön zu sehen, wenn Reisende glücklich und gesund wieder nach Hause kommen. In diesem Sinne freue ich mich auch, dass ihr nun bald wieder da seid. Morgen sind Andreas und ich selbst auf Reisen – aber ganz anders als ihr. Wir fahren in einem historischen Zug der Deutschen Reichsbahn mit einer alten Dampflok vorn angekoppelt nach Prag – über Dresden also. Da denken wir dann ganz besonders an euch und winken mal zum Schillergarten rüber. Wir wünschen euch morgen eine glückliche Heimkehr!
Habt noch einmal herzlichen Dank für euer so wunderbar beschriebenes und bebildertes Reisetagebuch. So habt ihr uns alle auch irgendwie immer mitgenommen und teilhaben lassen.
Herzliche Grüße von
Andreas und Eva