28.10. In der gemütlichen Küche war Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Währenddessen verflüchtigen sich die dicken Wolken und die Sonne kam hervor. Bevor es los ging war noch der längst überfällige Bremsbelagwechsel an der vorderen Bremse bei mir fällig. Zum Lernen hab ich die Sache selber in die Hand genommen. Ich musste feststellen, es geht ganz einfach. 😉 So langsam werde ich mich weiter an die Fahrradtechnik herantrauen!
Der erste Teil der Strecke führte uns ein Stück die Strasse zurück, die wir gestern hoch gefahren sind. Mit Rückenwind ging das zügig. Mit dem Wechsel der Fahrtrichtung wechselte auch der Wind. Hauptsächlich nun von vorn und das auch sehr kräftig. Auf dem unruhigen Gelände (auf ab, auf ab…) fuhren wir über Caltagirone nach Grammichele. Die Umgebung zeigte sich ständig in einem anderen Bild. Mal gab es nur braune Felder zu sehen, dann wieder grüne Felder und kleine Wälder. Nebenbei beäugten wir kritisch den Himmel. Am Nachmittag wurden die Wolken wieder dichter und es zogen große schwarze Wolken heran.
Nach einem schnellen Einkauf wollten wir die nächstbeste Stelle zum Zelten nehmen. Aber so typisch…, wenn ein Platz wegen Wetter und Uhrzeit her muss kommt natürlich nichts! Wir fuhren vorbei an leeren Feldern, privaten Olivenhainen (es sind immer Zähne ringsherum) und sogar der Wald war umzäunt… Meine Laune rutschte schlagartig in den Keller. Ich hatte Stinkewut, dass wir keinen Platz mehr finden und stürmte eilig voraus. Oliver döste mit tröstlichen Bemerkungen hinter mir her. Immer den Himmel im Blick, es konnte nicht mehr lange dauern bis zum Regen. Schließlich fanden wir an einem offenen Waldesrand an der Strasse ein geeignetes Plätzchen. Uns blieb beim Aufbauen noch soviel Zeit, dass wir das Zelt mit Imprägnierspray „veredeln“ konnten. Die Beschichtung vom Zelt ist durch Sonne und Wetter müde geworden.
Kurze Zeit später bekamen wir Besuch von einer großen Schafherde. Begleitet wurde die Herde von einem Schäfer und vielen Hunden. Diese waren natürlich sehr neugierig auf uns. Wir wurden laut angebellt, auch während wir uns mit dem Schäfer kurz „unterhielten“. Er gab uns zu verstehen, dass wenige Kilometer weiter eine Herberge ist. Aber unser Zelt stand bereits. Für die Hunde als ein Fremdkörper musste das Zelt erstmal markiert werden. Sauerei! Pinkeln uns doch zwei der Hunde ans Zelt! Der Schäfer beobachtete uns beim Abspülen der „Markierungen“.
Als die ersten Regentropfen kamen verschwanden wir im Zelt zum Abendbrot. Der Wind rüttelte heftig daran und mit dem stärker einsetzenden Regen wurde es sofort merklich kühler.
29.10. Der starke Wind ließ die ganze Nacht nicht nach und ich konnte kaum schlafen. Am Morgen war ich bei Zeiten wach. Am Himmel sah es recht freundlich aus. Vielleicht haben wir doch Glück mit dem Wetter. Wir packten alle Sachen zusammen und machten uns auf den Weg nach Vizzini. Die Sonnenstrahlen wärmten uns schnell. In Vizzini frühstücken wir am Marktplatz. Nebenbei beobachten wir das Durcheinander und wilde Treiben auf den kleinen Strassen. Regelmäßig bildeten sich Verkehrsverknotungen. Ich überlegte noch, ob wir vielleicht einen von den vielen scheinbar unbeschäftigten Herren fragen können uns mit einem Auto nach Siracusa zu bringen. Oliver ist aber ganz hoffnungsvoll und möchte die Strecke selber fahren. Ein Zimmer hat er am Morgen schon in Siracusa gebucht. Also machen wir uns auf den Weg.
Der Wind ist heute noch kräftger als gestern. Wir bekommen ihn viel von der Seite zu spüren. An freien Stellen war er so stark, dass es uns fast von der Strasse drückte. Natürlich ging’s nebenbei stetig bergauf. Meine Laune versank schon wieder im Keller und ich ärgerte mich bereits darüber es nicht mal versucht zu haben, die Leute um Hilfe zu fragen. So stampf ich wütend hinter Oliver her. Der Streckenverlauf tat sein übriges dazu. Um an die Küste zu kommen müssen wir noch über einen Gebirgszug. Die angenehmen Temperaturen purzelten schnell und ebenso schnell zog dicker Nebel mit Regen auf. Als die Strasse im Nebel mit Sturmwind verschwand, wollte ich das Rad buchstäblich in die Ecke schmeißen. Das alles war mir nicht mehr geheuer. Wir standen unter einer Brücke und es zog heftig! Unsere Möglichkeiten waren stark begrenzt und Oliver ermutigte mich weiter zu fahren bzw. zu schieben. Bei dem heftigen Wind und Sichtweiten von 10-20m war das stellenweise die bessere Alternative. Bis auf 980m ging die Strasse noch hinauf. Unser bisher höchster Punkt auf der Insel und wir konnten null sehen. Die 10°C fühlten sich an wie 3°C. Oben angekommen sah es auf der anderen Seite nicht besser aus. Wir wollten nur noch runter. Oliver war jetzt ebenfalls wütend, weil völlig nass und durchgeweicht! Der Regen war wie kleine Nadelstiche im Gesicht. Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Sicht besserte und wir unsere Umgebung wieder erkennen konnten. Nur langsam verloren wir ein Stück an Höhe.
Ohne eine Pause kämpften wir uns über eine nächste Steigung nach Palazzolo Acreide -es liegt ja jeder Ort oben- bis nach Siracusa. Mit mehr oder weniger heftigem Regen und Wind. Dank der langen Abfahrt kamen wir recht zügig vorwärts. Interessant was alles an Reserven mobilisiert werden kann. Oliver turnte auf dem Rad rum damit er bissel warm wird. Hilfreich war auch der Gedanke an die warme Dusche im Hotel. Vereinzelt gab es ein aufmunterndes Hupen von Autofahrern. Kurz vor Siracusa (ca. 16km), am Ende unserer Kräfte hatten wir es nochmal richtig schwer gegen den stürmischen Wind von vorn zu kämpfen. Völlig erledigt erreichten wir am Nachmittag unser Ziel. Die Dusche und ein „Oliver-Kaffee“ weckten unsere Lebensgeister neu. Die Sachen trocknen. Puuh, der Herbst ist auch bei uns angekommen. Vor zwei Tagen sind wir noch zum Abkühlen ins Meer gesprungen…
30.10. Noch immer völlig platt, aber schon wieder hungrig liegen wir früh im Bett. Unsere Gedanken kreisen um leckere deftige Gerichte aus der Heimat.
Nach dem Frühstück faulenzen wir noch bis Mittag in unserem Zimmer. Es treibt uns nicht nach draußen. Schließlich raffen wir uns doch auf. Mit den Rädern wollen wir in die Altstadt fahren. Doch erstmal wartet Arbeit auf uns. Das Einstellen der Bremsen kann nicht auf später verschoben werden. Die Belege sind hinten runter gebremst und müssen getauscht werden. Ich hatte gestern schon keinen Zug mehr auf der Hinterradbremse. Zum Glück weiß ich jetzt wie’s geht. Zu zweit sitzen wir vor dem Hoteleingang und schrauben an den Rädern.
Die Altstadt von Siracusa liegt auf einer kleinen vorgelagerten Insel über zwei Brücken verbunden. Wir genießen das alte Flair dieser Stadt mit seinen historischen Gebäuden. Viel mehr interessiert uns diesmal, was es alles so auf den Tellern gibt. Wir haben Bärenhunger und noch einiges an Reserven von gestern aufzufüllen. Bis wir uns entschieden haben schließen die Lokale bereits wieder. Siesta… Dann können wir auch später im Hotel essen. An einem kleinen Bistro bekommen wir doch noch was für den ersten Hunger.
Auf der Rückfahrt entdecken wir einen Laden und kaufen zu Essen ein. Mit einer großen Portion Nudeln machen wir auf keinen Fall was falsch. 🙂 Essen und Ausruhen sind die Glückseligkeit des Radfahrers! 🙂
3 thoughts on “28.-30.10. Tag 196-198 Sizilien”
Auch in Griechenland sind die letzten Tage schlecht aber es wird besser, erst in 2 Tagen !! Ja das passiert auch im Süden.
Das Pinkeln aufs Zelt, das ist mir auch passiert, aber mit eine Katze !!
Bald zurück auf dem Kontinent … Viel Spass
Hallo David! Wir sind auch gespannt auf das Wetter der nächsten Tage. Bissel verwöhnt sind wir mittlerweile. ?
Übrigens haben wir festgestellt, das Du mit deinen 100.000km bereits mehr als zweimal um die Erde gefahren bist!
Bis bald in Griechenland?!
Liebe Maria, lieber Oliver,
eben habe ich Euch einen langen Brief geschrieben. dann bin ich versehentlich auf irgendeine falsche Taste geraten,und alles war weg. Ich hatte über unsere Kurzreise nach Mirow und unsere Arbeiten im Garten berichtet, die beide durch das naßkalte Oktoberwetter beeinträchtigt worden sind. Und dann wollte ich Euch mitteilen, daß meine Eltern auf ihrer Hochzeitsreise ebenfalls Sizilien erkundet hatten. Sie waren mit Zug und Schiff von Berlin aus unterwegs über den Brenner nach Neapel, über Sizilien und Malta bis nach Nordafrika und zurück über Rom. Darüber haben sie ein dickes Buch geschrieben. Was sie über Sizilien schreiben, interessiert mich jetzt besonders. Allerdings habe ich wegen der vielen Arbeit gerade im Garten (und es geht alles langsamer!) noch nicht viel gelesen. Aber es ist interessant, die Erfahrungen meiner Eltern mit Euren zu vergleichen. Immerhin liegt ein Zeitraum von 79 Jahren dazwischen. Wie mein Vater schrieb, hatte er von der Reise 250 Aquarelle mitgebracht. Aber leider sind alle diese Bilder bei einem britischen Luftangriff auf Hamburg und der Zerstörung unserer Wohnung verbrannt.
Eure Reise hat uns angeregt, uns näher mit den großen Mittelmeerinseln zu beschäftigen. Uns war gar nicht so bewußt, was für mächtige Gebirge Euch dort herausgefordert haben. Da habt Ihr ja wieder erstaunliche Leistungen vollbracht und dabei viel Schönes erlebt.
Hellmut ist gerade wegen eines Klassentreffens in Dresden. Er sagte, daß er Oliver vor einiger Zeit darauf hingewiesen hat, den Schutzhelm auf den Kopf zu setzen. Der Hinweis sei wohl nicht angekommen.
Jetzt wünschen wir Euch weiterhin alles Gute und daß das Wetter so sein möge, daß die Stimmung heiter ist.
Herzliche Grüße Oma und Opa
Auch in Griechenland sind die letzten Tage schlecht aber es wird besser, erst in 2 Tagen !! Ja das passiert auch im Süden.
Das Pinkeln aufs Zelt, das ist mir auch passiert, aber mit eine Katze !!
Bald zurück auf dem Kontinent … Viel Spass
Hallo David! Wir sind auch gespannt auf das Wetter der nächsten Tage. Bissel verwöhnt sind wir mittlerweile. ?
Übrigens haben wir festgestellt, das Du mit deinen 100.000km bereits mehr als zweimal um die Erde gefahren bist!
Bis bald in Griechenland?!
Liebe Maria, lieber Oliver,
eben habe ich Euch einen langen Brief geschrieben. dann bin ich versehentlich auf irgendeine falsche Taste geraten,und alles war weg. Ich hatte über unsere Kurzreise nach Mirow und unsere Arbeiten im Garten berichtet, die beide durch das naßkalte Oktoberwetter beeinträchtigt worden sind. Und dann wollte ich Euch mitteilen, daß meine Eltern auf ihrer Hochzeitsreise ebenfalls Sizilien erkundet hatten. Sie waren mit Zug und Schiff von Berlin aus unterwegs über den Brenner nach Neapel, über Sizilien und Malta bis nach Nordafrika und zurück über Rom. Darüber haben sie ein dickes Buch geschrieben. Was sie über Sizilien schreiben, interessiert mich jetzt besonders. Allerdings habe ich wegen der vielen Arbeit gerade im Garten (und es geht alles langsamer!) noch nicht viel gelesen. Aber es ist interessant, die Erfahrungen meiner Eltern mit Euren zu vergleichen. Immerhin liegt ein Zeitraum von 79 Jahren dazwischen. Wie mein Vater schrieb, hatte er von der Reise 250 Aquarelle mitgebracht. Aber leider sind alle diese Bilder bei einem britischen Luftangriff auf Hamburg und der Zerstörung unserer Wohnung verbrannt.
Eure Reise hat uns angeregt, uns näher mit den großen Mittelmeerinseln zu beschäftigen. Uns war gar nicht so bewußt, was für mächtige Gebirge Euch dort herausgefordert haben. Da habt Ihr ja wieder erstaunliche Leistungen vollbracht und dabei viel Schönes erlebt.
Hellmut ist gerade wegen eines Klassentreffens in Dresden. Er sagte, daß er Oliver vor einiger Zeit darauf hingewiesen hat, den Schutzhelm auf den Kopf zu setzen. Der Hinweis sei wohl nicht angekommen.
Jetzt wünschen wir Euch weiterhin alles Gute und daß das Wetter so sein möge, daß die Stimmung heiter ist.
Herzliche Grüße Oma und Opa