Langsam gleitet das graue Asphaltband unter mir hinweg. Das einzige was ich höre ist mein Atem. Ich spüre die gleichmäßig rotierende Bewegung der Beine. Der Schweiß rinnt über Gesicht und Rücken hinab. Wenn ich aufschaue, türmen sich riesige grüne und graue Hänge rings um mich auf. Eine Kurve noch und noch eine Kurve… Es lockt die Neugier auf das Unbekannte.
Es liegen zwei super anstrengende Bergetappen hinter uns. Die Bergwelt von Korsika hat uns in ihren Bann gezogen, aufgesaugt und hoch hinaus befördert.
02.10. Ausgeruht starten wir zum Col de Palmarella. Eine schöne Auffahrt mit mäßiger Steigung. Von oben gibt es eine super Aussicht! Wie wollen heute nur bis Porto. Das Ziel ist schon bei Zeiten zu sehen. Doch die Streckenführung meint es anders und nimmt jeden Winkel mit.
Den Nachmittag verbringen wir in Porto mit Essen und schwimmen gehen. Wir treffen noch einen Reiseradler, Oliver aus Norddeutschland. Wir quatschen eine ganze Weile ehe wir uns in die Betten verkrümeln. Morgen wollen wir zeitig aufstehen. Eine lange Bergetappe steht an und da wollen wir es so händeln wie auf den Col du Tourmalet in den Pyrenäen. Zum Schlafen haben wir uns die Terrasse des Wasserwachthäuschens ausgesucht. Es ist eh keiner da.
03.10. Früh um 5Uhr klingelt endlich der Wecker. Nach einer unruhigen Nacht springen wir hoch motiviert aus den Schlafsäcken. Unruhig deshalb, weil die Brandung des Meeres so laut war. Oliver hat von Tsunamis geträumt. Die letzten Sterne gehen unter und die Dämmerung bricht herein. Halb 8 sitzen wir auf den Rädern und schrauben uns die Strasse zum Col de Vergio hinauf. Vom Strand durchweg auf 1467Hm. Es dauert nicht lange und der Schweiß läuft. Trotz der kühlen Morgenluft. Die Sonne erleuchtet die ersten Bergspitzen. In dem feuchten Tal riecht es herbfrisch nach Kräutern und Sträuchern. Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist grandios.
Wir schrauben uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Hin und wieder stehen Schweine oder Kühe auf der Strasse. Eine lustige Abwechslung. Eine lange Strecke vor den Pass fahren wir durch einen dichten Kiefernwald. Da wird mir stellenweise kalt. Die Sonne kommt nicht richtig hindurch und die Temperaturen nehmen nach oben deutlich ab.
Nach 35km ununterbrocher Bergauffahrt von Null auf über 1400m kommen wir erledigt aber glücklich am Col de Vergio oben an. Für die Abfahrt zieh ich mich lieber etwas wärmer an. Es weht ein kalter Wind. Nun geht’s fast 40km ins Tal hinunter. Wir möchten noch Corte erreichen. Das Tal nach Osten ist auch sehr beeindruckend. Ein Canyon mit schroffen Steinsgebilden.
Am Abend kommen wir in Corte an. Wir sind total erledigt und haben mühe einen Schlafplatz zu finden. Die Zeltplätze und Zimmer sind uns allesamt zu teuer, bzw. geschlossen und für Wildcamping ist kein Platz. An einer Aussichtsplattform beschließen wir die Schlafsäcke hinzulegen. Nach meiner anfänglich kurzzeitigen Verzweiflung, keinen Schlafplatz zu haben überzeugte mich Oliver mit einer Nacht auf den noch warmen Steinen der Aussichtsplattform. Schließlich nehmen wir es mit Humor. Auf unserer Liste der außergewöhnlichen Schlafplätze steht dieser weit vorne. Als Dach dient uns das Sternenzelt. Ist doch ganz nett. ?
04.10. Geschlafen haben wir besser als gedacht. ? Zum Frühstück sitzen wir so auf einer schönen Sonnenterrasse. Für heute stehen nochmal ordentliche Steigungen an. Wie wir von Gilles erfahren haben, ist so manche Steigung sehr steil… Wir lassen uns überraschen.
Es geht wirklich zackig nach oben. Wie gestern sind es 35km, die wir diesmal über zwei Pässe zurücklegen. Die Aussicht auf die Umgebung beeindruckt mich sehr. Ein Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit sitzt in meiner Brust. Das lockt noch die ein oder andere Kraftreserve aus mir heraus. Trotzdem ist es seeehr anstrengend. Völlig platt gelangen wir am Col de Vizzavona an. Anschließend stürzen wir uns über 40km ins Tal hinab nach Ajaccio. Wir wollen dort Gilles wieder treffen. Die letzten Kilometer mit Gegenwind und die allerletzten 800m zum Zeltplatz bergauf verlangen nochmal alles von uns. Die Beine sind müde und die Knie wollen auch nicht mehr. Mit Erschöpfung bauen wir das Zelt auf. Danach futtern wir was das Zeug hält! ?
Es gibt viele Eindrücke zu verarbeiten von diesen super (anstrengenden) Radtagen. Auf jeden Fall hat sich jeder Meter gelohnt!
1 thought on “02.-04.10 Tag 170-172 Korsika”
Hallo ihr Beiden! Das sind ja wieder Touren über die Insel gewesen! Diese Steigungen und dann das ganze Gepäck! Ich habe soooo einen Respekt davor! Bitte vergesst die Pausen und das Regenerieren nicht!
Mit Korsika verband ich bislang Meer, Napoleon und nix tun auf ner Insel. Aber es scheint doch eher was mit Bergen zu tun zu haben.
Gruß an Oliver: Casanova? Im Moment eher……… äh. Rübezahl? Einmal diese Kräfte und dann……….
Weiter gute Reise! Bin gespannt, wie es weitergeht.
Hier ist u.a. der Herbst hereingebrochen: grau, nass, kalt – erster Schnee auf dem Fichtelberg. Genießt ihr mal weiter die Sonne!
Herzlichst Saskia
Hallo ihr Beiden! Das sind ja wieder Touren über die Insel gewesen! Diese Steigungen und dann das ganze Gepäck! Ich habe soooo einen Respekt davor! Bitte vergesst die Pausen und das Regenerieren nicht!
Mit Korsika verband ich bislang Meer, Napoleon und nix tun auf ner Insel. Aber es scheint doch eher was mit Bergen zu tun zu haben.
Gruß an Oliver: Casanova? Im Moment eher……… äh. Rübezahl? Einmal diese Kräfte und dann……….
Weiter gute Reise! Bin gespannt, wie es weitergeht.
Hier ist u.a. der Herbst hereingebrochen: grau, nass, kalt – erster Schnee auf dem Fichtelberg. Genießt ihr mal weiter die Sonne!
Herzlichst Saskia