Früh um sieben ist es noch frisch draußen und es ist gar nicht so einfach Oliver aus dem Schlafsack und Zelt zu bekommen. Doch die Sonne schickt sich an ihr bestes zu geben. Beim Frühstück staunen wir nicht schlecht, wie viel vor dem Kloster schon los ist. Es macht doch erst um 10Uhr auf. Wir verkrümeln uns lieber, eh noch mehr Busladungen kommen.
Um an den Küstenstädten mit ihren „Speckgürteln“ gut vorbei zukommen flüchten wir uns in die Berge des Zentralmassives. Viel Autoverkehr herrscht die erste Zeit der Strecke deutlich und die Strassenauswahl ist recht begrenzt. Vorbei geht’s an unendlich vielen Weinplantagen, auf denen die Lese begonnen hat. Zum Teil mit Maschinen, zum Teil von Hand.
Es liegen wenig Ortschaften an der Strecke und so gucken wir in die weite Landschaft. Für eine bessere Sicht geht es über 20km lang einen Berg hinauf auf gerade mal 634Hm. Für eine gute Fernsicht ist es aber zu dunstig heute. So geht’s hinab nach St.-Pons-de-Thomières zum Einkaufen und von dort weiter über eine ehemalige Bahntrasse. Die Piste ist weitgehend gut ausgebaut bis auf eine Überraschung, die eine tolle steile Umleitung nach oben bereithält. Da mussten auch wir die Räder mal schieben. Am Abend erreichen wir das kleine Örtchen Orlagues und wollen auf den dortigen Zeltplatz. Dieser ist schon seit 31. August zu. Noch weiter fahren wollen wir aber nicht und bauen quasi wild auf dem Platz auf. So sind wir ganz alleine und aus einem Brunnen haben wir fließendes lauwarmes Wasser. Wir denken, dass es mal wieder Zeit für’s Wäsche waschen wär und träumen ebenso von einem bequemen Bett…
23.09. Die ersten 20km können wir weiter dem Radweg auf der Bahntrasse folgen. Hinterher sind wir mit einer feinen Schicht Staub überzogen. In Hérépian geht’s noch schnell zum Einkaufen für den Nachmittagssnack. Wir folgen ab da einer größeren Hauptstrasse, weil wir gerne etwas vorwärts kommen wollen. Es ist Mittgszeit und auf der Strasse nicht viel los. Das ist gut so, denn wir bewegen uns heute reichlich langsam. Von wegen vorwärts kommen. Es geht stellenweise bergauf und wir haben mal wieder Gegenwind. Dafür entschädigt die Landschaft mit schönen Aussblicken.
Der kleine Hunger meldet sich auch an und wir fahren zu einem kleinen Örtchen an der Strecke, Villeneuvette, für eine Pause. Dies präsentiert sich uns als ein hübsches Kleinod. Da verweilen wir gerne. Zum Essen gesellt sich eine Katze, die wir die nächste Zeit nicht los werden. ?
Nach einer Weile wird eine Mutti mit ihren beiden Töchtern auf uns aufmerksam. Wir kommen kurz ins Gespräch und sie erzählt uns, dass sie mit ihrem Partner vor einiger Zeit auch eine lange Radtour von London nach China gemacht hat. Wenn wir wollen können wir gerne auf einen Kaffee vorbei kommen. Die Einladung nehmen wir gerne an. Aus dem Kaffee wird schnell eine Einladung zum Abendbrot und zum Übernachten. Da sagen wir doch nicht nein. Schließlich sind wir auch neugierig wie es hinter den alten Mauern aussieht. Das Vorwärtskommen kann wirklich warten. ? Oliver erfährt, dass die Anlage die ehemalige königliche Hofschneiderei unter Napoleon war. Wir können unsere Wäsche waschen, duschen und in der herrlichen Abendsonne in dem schönen Hof ausruhen. Zum Abendbrot kommt noch eine Nachbarin vorbei und so ist es wieder ein schönes Sprachdurcheinander bei Tisch. Wir haben viel Spaß und jeder hat eine Menge zu erzählen.
Unsere Gastgeber Francesca und Sam kommen aus London und haben in dem kleinen Örtchen ihr Ferienhaus. 2011 sind beide mit dem Rad von London über Südeuropa, Syrien, Zentralasien, das Pamir Gebirge bis nach China gereist. Nun haben wir einen Grund mal nach London zu reisen. Da können wir noch mehr von den beiden erfahren. ?
24.09. Beim Packen fühlte ich mich in einen französischen Film hinein versetzt. Die Sonne schien, die langen weißen Gardinen wehten im Wind und von draußen erklang ein Akkordeon. Ein perfekter Moment!
Kurz vor Mittag hieß es Abschied nehmen von den Vieren. Sie reisen heute nach Hause zurück. Vielleicht sehen wir uns in London wieder?! Für uns ging es nach Clermont-l’Hérault an das Flüsschen Hérault. Die Landschaft wirkt hier durch ihre vielen Weinplantagen sehr lieblich. In der Ferne stellen sich die Berge des Zentralmassiv auf. Das Flüsschen Hérault hat sich in einer Schlucht durch das Gestein gegraben. Oberhalb davon befindet sich Saint-Guilhem-le-Désert. Das Kloster des kleinen Ortes gehört zum Weltkulturerbe und liegt an der Strecke eines französischen Jakobsweges. Entsprechend viel war dort los. Wir schieben unsere Räder auch durch die Gassen. Ein gemütliches Örtchen mit liebevoller Blumengestaltung und anderen Details.
Nach einer Pause wollen wir noch ein paar Kilometer zurücklegen. Dabei geht’s natürlich nochmal kräftig nach oben. Die rauen Strassen machen das Fahren nicht gerade einfacher. Aber wir kommen hoch! Beeindruckend sind die hohen Felsen die links und rechts die Strasse säumen. Am Abend erreichen wir Saint-Martin-de-Londres. Der hiesige Zeltplatz hat noch geöffnet und eine Dusche am Abend überzeugt uns doch. Es kommen noch andere Zeiten.
Der Herbst steht vor der Tür. Die Abende werden merklich kürzer und kälter. Also nichts wie rein ins Zelt.
1 thought on “22.-24.09. Tag 160-162 Frankreich”
Gut, dass Ihr die Küste vermieden haben, nichts zu sehen. Diese Regio ist auch wnderschön. Wenn Ihr Zeit habt, in die Cévennes !
Gut, dass Ihr die Küste vermieden haben, nichts zu sehen. Diese Regio ist auch wnderschön. Wenn Ihr Zeit habt, in die Cévennes !