Nachdem wir euch fleißige Leser mangels Internet so lange haben zappeln lassen, melden wir uns endlich wieder zurück.
Gestern Abend sind wir in Trier angekommen. Das hat sich eher so ergeben, als das wir das vor hatten. Aber der Reihe nach.
Letzten Sonntag Vormittag haben wir ausgiebig mit Anja und Tom gefrühstückt. Die wenige Zeit zusammen müssen wir schließlich ausgiebig nutzen. Bis zum Mittag sind wir nochmal gemeinsam in die Stadt. Eine Dombesichtigung war für die beiden leider nicht möglich. Besichtigungen sind Sonntags erst ab 13 Uhr möglich. So lange wollten sie nicht warten. Es steht ja eine lange Heimreise an. Dem unausweichlichen Abschied mussten wir uns schließlich stellen. ? Wie immer ist die schöne gemeinsame Zeit viel zu schnell vorbei. Aber wir hatte viel Spaß und ich bin froh das die beiden uns in Aachen besucht haben.
Für uns ging es am Nachmittag weiter. Auf einer kurzen Etappe folgen wir dem Vennbahn-Radweg Richtung Süden. Dieser ist mit 125km der längste Bahntrassenradweg und verbindet Deutschland, Belgien und Luxemburg. Nach 46km finden wir in einer Schutzhütte an der belgischen Grenze, im Hochplateau Hohes Venn, einen guten Übernachtungsplatz. In der warmen Abendsonne genießen wir unser Abendbrot. Doch als die Sonne weg war wurde es empfindlich kalt. In der Nacht hatten wir gerade noch 5ºC.
Am nächsten Morgen wurden wir von einer strahlenden Sonne geweckt. Diese schien direkt in unser „Zimmer“. Für das Frühstück habe ich mich in die Blaubeerbüsche geschlagen. Diese hingen über und über voll mit den süßen Früchten.
Unsere Reise geht weiter entlang der Vennbahn. Sportlich ist die Strecke für uns keine Herausforderung. Doch fernab der Strassen kommen wir leicht und bequem durch die Eifel und Ardennen. Eine wunderschöne Strecke und gut asphaltiert. Bei Radlern ist der Weg sehr beliebt. Es ist eine Menge los. Nach wenigen Kilometern können wir dem leckeren Duft von belgischen Waffeln nicht widerstehen. ? Diese genehmigen wir uns mit einer Tasse Kaffee. Die alten Bahngleise liegen noch neben der Radstrecke. Dazwischen und daneben wachsen allerlei Büsche und dazwischen verstecken sich leckere Beeren. Süße dicke Walderdbeeren sammeln wir zwischen den Gleisen. Die kann ich einfach nicht stehen lassen. Vorsichtig fahre ich mit der kostbaren Fracht weiter.
Ab St. Vith in Belgien verläuft ein Stück parallel der Eifel-Ardennen-Radweg zum Vennbahn-Radweg. Diesem folgen wir nach Deutschland. Der Vennbahnweg geht weiter Richtung Luxemburg. Nun sind wir fast alleine auf der Strecke. Eine herrliche Ruhe liegt über den Tälern mit seinen weiten Wiesen. Wir schnaufen wie die Dampfloks die „Anstiege“ hinauf. Im Schnitt sind es max. 4%, doch auf die Länge macht sich das bemerkbar. In Pronsfeld, nach 79km haben wir keine Lust mehr weiter zufahren. Direkt an der Kreuzung mehrerer Radstrecken fragen wir bei einem älteren Herren wegen einer Übernachtung. Dieser bietet uns seinen Garten an. Wir sollen uns am besten unter das Zelt stellen, es ist Regen angesagt. Umpf… Unter dem großen Zelt versteckt sich ein Antik- und Trödelmarkt. Doch wir haben für alles Platz. Zum Waschen können wir ins Haus kommen.
In der Nacht fing es tatsächlich mit regnen an und unsere Lust am Morgen aufzubrechen hielt sich stark in Grenzen. Der Regen hörte den restlichen Tag nicht mehr auf. Zum Frühstück ziehen wir uns wieder die dicken Pullover an. Bei den „hochsommerlichen“ 15ºC ist uns eher nach einem Glühwein zumute… Unsere Sommerbräune vom Mai verblasst so langsam. Kein Wunder bei der wenigen Sonne.
Unser Gastgeber Walter ist auch der Meinung, bei solch einem Wetter setzt man keinen Hund vor die Tür. Wir können bleiben und zum Aufwärmen lässt er uns in sein privates „Bitte ein Bit“- Bierstübchen. Um die Stimmung etwas aufzuhellen kaufe ich uns beim Bäcker einige Nascherein. Walter fährt mich mit dem Auto hin. Am späten Nachmittag füllt sich das Bierstübchen. In geselliger Runde trinken wir Bier, lachen und reden viel. Der Abend endet spät.
Der neue Morgen sieht nicht besser aus als der vorherige. Walter meint, bei dem Wetter lässt er uns nicht gehen. Wir werden wohl noch zum festen Inventar… Das nutzen wir zum Ausschlafen und wir verkriechen uns wieder ins Zelt. Später fährt Oliver mit Walter nach Prüm zum Einkaufen. Ansonsten beschränkt sich unser Bewegungsradius auf das Zelt und das kleine Stübchen. Am Abend ist das Bit-Stübchen (vom Bitburger) wieder gut gefüllt. Walters Kumpel Achim ist ganz begeistert von uns und will einen kleinen Artikel in eine örtliche Zeitung setzten. ? Jetzt werden wir noch berühmt… ??Diesmal bleiben wir nicht ganz so lange auf.
Nach zwei Tagen Zwangspause wollen wir weiter fahren. Der Dauerregen hat endlich aufgehört. Wenn’s nach den netten Herren ginge hätten wir durchaus noch eine ganze Weile bleiben können. Wir verabschieden uns von Walter. Ihn und Pronsfeld werden wir in guter Erinnerung behalten.
Eine mehr als anspruchsvolle Strecke steht auf dem Programm. Das wissen wir aber erst am Abend. Von Prüm fahren wir an das Flüsschen Nims. Um dahin zu kommen geht es zunächst steil hoch hinaus. 75Hm auf 400m Länge. Da brennt es gehörig in Lunge und Oberschenkel. Das ganze über dem Kamm gleich wieder runter. Später auch mal 120Hm auf 1km Länge usw. Ein bisschen erinnert es mich an Tschechien. Von Schönecken bis Kyllburg schlängelte sich die Strasse ständig auf und ab. Übrigens, seit unserem Start am 16. April sind wir in Summe etwas über 36000Hm geradelt. ?
Nach gut 40km bei Malburg legten wir eine Pause ein. Dabei ergab sich für uns eine Unterkunft in Trier. Pascal der uns beherbergen wollte, ihn hatten wir in Lettland kennengelernt, ist leider nicht zu Hause. Dafür würde uns seine Ex-Frau aufnehmen. Na, das schaffen wir doch heute noch zu fahren!
Die 60km bis nach Trier zogen sich ordentlich in die Länge. Zum Glück hatten wir ausreichend Zeit, da unsere Gastgeberin am Abend ins Kino wollte. 21:45Uhr kamen wir nach 101km völlig platt in Trier an (wir sind erst Mittags gestartet). Das vielgepriesene Kylltal entpuppte sich als sportliche Herrausforderung. Die angekündigten mäßigen Steigungen waren mit unter nicht wirklich mäßig… Der Weg war stellenweise eine einzige Buckelpiste, was unseren eh schon geschundenen Hintern ganz schön zusetzte. In Kordel, ungefähr 20km vor Trier genehmigten wir uns noch einen Kaffee, um das Sitzfleisch einwenig zu entspannen.
Die letzten Kilometer konnten wir entspannt an der Mosel entlang radeln. Bei wunderschönem Abendlicht erreichten wir unser Ziel. Die nächsten Tage kommen wir in der Wohnung von Tina unter. Sie selber verreist bis Sonntag.
1 thought on “31.07.-04.08. Tag 107-111 Deutschland”
Liebe Maria, lieber Oliver,
wir freuen uns, wieder von Euch zu lesen.
Ihr seid jetzt in Trier und da muß ich an die Reise denken, die unser Großvater Matthias-Martin Wagner 1955 mit Günter und mir in dieser Gegend machte.
Unser Opa war damals so alt wie ich jetzt und aus heutiger Sicht erstaunlich rüstig. Er wohnte in Westberlin und besuchte im Sommer die Verwandtschaft der Omi (sie war im Frühjahr gestorben) in Koblenz. In Koblenz trafen wir uns und nach den Verwandtschaftsbesuchen und verschiedenen Besichtigungen reisten wir in seine Heimatstadt Saarburg weiter.
In seinem Elternhaus lebten damals noch vier seiner acht Geschwister und betrieben ein kleines Cafe. Abends war dort immer viel Betrieb, denn in den Kasernen im Stadtteil Beurig lagen französische Besatzungskräfte. Da hörten wir, welche Angst die jungen Soldaten hatten, in den Krieg gegen Marokko geschickt zu werden. Getrunken wurde immer Viz (oder so ähnlich). Das ist ein junger Apfelwein. Und Onkel Hanni berichtete dabei über seine Erlebnisse im 1. Weltkrieg. Meine Güte, das ist jetzt hundert Jahre her. Das Cafe Wagner lag sehr hübsch am Markt 11, direkt am Wasserfall. Inzwischen ist das Haus, welches ursprünglich zwei sehr schmale Häuser waren, umgebaut worden. Aber es beherbergt immer noch eine Gastwirtschaft und heißt Zunftstube. Mit unserem Opa erkundeten wir das Städtchen und die Umgebung, wanderten durch die Weinberge, stiegen auf die Burg und machten Ausflüge zur Saarschleife und nach Trier.
InTrier absolvierten wir trotz großer Hitze ein großes Besichtigungsprogramm. Ich staune heute noch über Opas Durchhaltevermögen. Natürlich waren wir an der mächtigen Porta Nigra und besichtigten mindestens drei Kirchen. Den größten Eindruck hinterließ bei mir aber das römische Amphitheater. Ich war überrascht, daß es so etwas in Deutschland gibt! Müde und fußlahm von dem anstrengenden Stadtrundgang liefen wir vor dem Opa zum Bahnhof. Plötzlich rief er: „Halt! Kommt noch mal zurück!“ Er deutete auf eine Plakette an einem Haus: „Hier ist euer Karl Marx geboren.“
Nach der Wende sind Opa und ich noch einmal in Saarburg gewesen. Aber inzwischen lebten alle Verwandten nicht mehr. Tante Leni hatte jahrelang geschrieben, daß wir sie doch besuchen sollten. Sie hat es wahrscheinlich nicht glauben können, daß uns das verwehrt war.
Opa war auch vor wenigen Jahren noch einmal in Trier. Mit seinen Ambassadorfreunden begann er dort seine Alte-Herren-Radpartie an der Mosel nach Koblenz.
Jetzt sind wir sehr gespannt auf Euren Bericht von Trier und Umgebung.
Eine glückliche Weiterreise wünschen Oma und Opa
Liebe Maria, lieber Oliver,
wir freuen uns, wieder von Euch zu lesen.
Ihr seid jetzt in Trier und da muß ich an die Reise denken, die unser Großvater Matthias-Martin Wagner 1955 mit Günter und mir in dieser Gegend machte.
Unser Opa war damals so alt wie ich jetzt und aus heutiger Sicht erstaunlich rüstig. Er wohnte in Westberlin und besuchte im Sommer die Verwandtschaft der Omi (sie war im Frühjahr gestorben) in Koblenz. In Koblenz trafen wir uns und nach den Verwandtschaftsbesuchen und verschiedenen Besichtigungen reisten wir in seine Heimatstadt Saarburg weiter.
In seinem Elternhaus lebten damals noch vier seiner acht Geschwister und betrieben ein kleines Cafe. Abends war dort immer viel Betrieb, denn in den Kasernen im Stadtteil Beurig lagen französische Besatzungskräfte. Da hörten wir, welche Angst die jungen Soldaten hatten, in den Krieg gegen Marokko geschickt zu werden. Getrunken wurde immer Viz (oder so ähnlich). Das ist ein junger Apfelwein. Und Onkel Hanni berichtete dabei über seine Erlebnisse im 1. Weltkrieg. Meine Güte, das ist jetzt hundert Jahre her. Das Cafe Wagner lag sehr hübsch am Markt 11, direkt am Wasserfall. Inzwischen ist das Haus, welches ursprünglich zwei sehr schmale Häuser waren, umgebaut worden. Aber es beherbergt immer noch eine Gastwirtschaft und heißt Zunftstube. Mit unserem Opa erkundeten wir das Städtchen und die Umgebung, wanderten durch die Weinberge, stiegen auf die Burg und machten Ausflüge zur Saarschleife und nach Trier.
InTrier absolvierten wir trotz großer Hitze ein großes Besichtigungsprogramm. Ich staune heute noch über Opas Durchhaltevermögen. Natürlich waren wir an der mächtigen Porta Nigra und besichtigten mindestens drei Kirchen. Den größten Eindruck hinterließ bei mir aber das römische Amphitheater. Ich war überrascht, daß es so etwas in Deutschland gibt! Müde und fußlahm von dem anstrengenden Stadtrundgang liefen wir vor dem Opa zum Bahnhof. Plötzlich rief er: „Halt! Kommt noch mal zurück!“ Er deutete auf eine Plakette an einem Haus: „Hier ist euer Karl Marx geboren.“
Nach der Wende sind Opa und ich noch einmal in Saarburg gewesen. Aber inzwischen lebten alle Verwandten nicht mehr. Tante Leni hatte jahrelang geschrieben, daß wir sie doch besuchen sollten. Sie hat es wahrscheinlich nicht glauben können, daß uns das verwehrt war.
Opa war auch vor wenigen Jahren noch einmal in Trier. Mit seinen Ambassadorfreunden begann er dort seine Alte-Herren-Radpartie an der Mosel nach Koblenz.
Jetzt sind wir sehr gespannt auf Euren Bericht von Trier und Umgebung.
Eine glückliche Weiterreise wünschen Oma und Opa