Voll Hoffnung auf gutes Wetter fahren wir los. Aber nur aus Krempe hinaus um an einen schwarz grauen Himmel zu gucken…, zum Verrücktwerden! Erstmal geht’s nach Glückstadt zur Elbfähre. Wow ist die Elbe breit hier oben. Wenn ich da an das „Flüsslein“ zu Hause denke. Das Wasser zeigt sich in dem selben Grau wie der Himmel. Auf der Fähre weht uns eine steife Briese und die Gischt um die Ohren.
Die Strecke nach Bremen führt uns durch ausschließlich flaches Land. Trotz des Windes können wir gut fahren und kommen zügig voran. Gestoppt werden wir nur von einem Regenschauer. In einer Haltestelle geschützt nutzen wir das für eine Kaffeepause. Auf pitschnassen Wegen rollen wir über eine Vielzahl von Nacktschnecken und Dreck. Warum nur habe ich die Räder und Taschen gereinigt?
Es wäre eine schöne Strecke gewesen, hätten wir etwas Sonne oder weniger Regen gehabt. Entlang der Deiche an der Oste verlief die Strecke. Nebenan erstreckten sich Wiesen und Wälder. Lange Zeit sahen wir weder Mensch noch Tier… Als wir in Bremervörde ankamen waren wir nass und uns war kalt. Zum Aufwärmen setzten wir uns erst in ein Kaffee und gingen im Anschluss einkaufen. Den größten Regenguss passen wir unter dem Vordach der Kaufhalle ab und kommen mit einigen Leuten ins Gespräch. Einige haben Mitleid mit uns, andere erklären uns für komplett bekloppt, doch im Großen und Ganzen ziehen sie den Hut vor uns. Das baut uns auf und lässt das Wetter weniger schlimm erscheinen.
Ein paar Kilometer wollen wir Richtung Bremen noch abspulen. Gute 10km schaffen wir dabei noch. Inzwischen wird der Hunger akut und macht sich lautstark bemerkbar. Wir überlegen schon wie weit es noch geht. Da werden wir von einem Mann gegrüßt, der gerade dabei war seine Mülltonnen wegzuräumen. Wir grüßten zurück und weil ich dachte er hätte noch etwas gesagt hielt ich schnell an. Oliver hatte das zwar registriert, war aber auch seitlich abgelenkt, hatte die Hände noch an den Lenkerhörnern und wäre beinahe mit mir zusammengekracht. Wisch aus auf die Strasse und mit der rechten „Fussbremse“ kam er am Strassenrand paar Meter weiter zum Stehen. Er war wie im Delirium. Das lag wohl auch an seiner Unterzuckerung. Es ging alles unfallfrei aus und wir schoben unsere Räder zur Einfahrt um das „Missverständnis“ zu klären. Michael, so sein Name, meinte, er wollte nur Hallo sagen und war froh das nichts passiert ist. Dafür bot er uns eine Übernachtung an. Wenn wir wollen auch im Wohnwagen. Wir beratschlagen uns kurz. Der weitere Weg nach Bremen ist nicht mehr all zu weit und für morgen eine bequeme Tagesetappe. Also bleiben wir und freuen uns über sein Angebot. Herzlich werden wir von der Familie, Michael und seiner Frau Ines begrüßt. Das Haus ist gerade voll, die beiden Töchter haben Besuch. Und dazwischen nun wir.
Wir beziehen den Wohnwagen, dürfen im Haus duschen gehen und setzten uns zur Familie zum Abendbrot. Michael sagte, er hat lange keine „gute Tat“ mehr getan und meinte es wäre mal wieder an der Zeit. Außerdem fühlt er sich an seine Jugend erinnert. Ausführlich berichten wir von unserer bisherigen Reise und von den Zielen die noch auf uns zukommen. Michaels Augen werden immer größer und fangen an mit Leuchten. Er ist früher auf verschiedene Art und Weise durch Europa gereist. Ihn packt gleich die Reiselust. Wir sitzen lange zusammen, lachen und quatschen miteinander. Irgendwann spät gingen wir müde in die Kojen.