Pärnu – Kastna 64km, 16,5km/h, 3:54h, Gesamt 3195km
Wir haben lange geschlafen, lange gefrühstückt und sind Mittags zu einer neuen Etappe gestartet. Es wurde heute ein kurzer Radeltag. Wieder wurde es sehr warm und dazu wehte ein kräftiger Wind aus West. Natürlich unsere Richtung… Naja, man kann nicht alles haben und wir haben keine Eile. Wir wählten den Kurs bissel kreuz und quer durch’s Zentrum von Pärnu, um die hübsche kleine Stadt zu sehen. Es gibt hier neben sanierten Häusern aus Stein noch sehr viele alte liebevoll sanierte Holzhäuser mit kleinen Lädchen und Cafés. Es geht auch hier entspannt zu mit einem bisschen geschäftigen Treiben. Kurz vor dem Stadtende folgen wir wieder dem EuroVelo 10 Radweg. Jetzt verläuft er auf ruhiger und guter Nebenstraße durch herrliche Landschaft mit Wiesen und Wäldern.
Wie schon ein paar Mal erwähnt, kommen wir jetzt in sehr mückenreiche Regionen. Das war uns vorher auch bewusst. Nur ist es etwas anderes wenn man’s dann tatsächlich erlebt. Einfach mal fix in den Wald zum Pipimachen wird zum Kampf Mensch gegen Mücke. Und diese elenden Biester greifen immer gleich in einer Vielzahl von allen Seiten an. Ich habe die ganze Zeit meine Mutti im Ohr…“Jaja, selbst gewähltes Leid!“ ? Wir möchten auch kein Mitleid, aber ich muss das jetzt mal schreiben. Ich kenn schließlich keinen der scharf auf Mückenstiche ist! Wir fragen uns jedes Mal, warum die Natur solche sinnlosen Kreaturen hervorgebracht hat? Die könnten doch auch ausschließlich Pflanzensaft trinken. Oder wenn sie schon stechen müssen, dann soll’s nicht so jucken oder irgendwelche Krankheiten übertragen. Und schon gar nicht dieses nervige „ssssss“… Tja und die Aussichten, in Finnland wird’s noch „besser“. Ich könnte mich noch ’ne ganze Weile darüber auslassen. Aber ich belasse es mal dabei!
Im Dorf Tõstamaa habe ich unsere Vorräte aufgestockt. Da berichtet mir hinterher Oliver von einem älteren Mann mit 88 Jahren, welcher uns noch eine gute Reise wünscht. Er hat gleich auf deutsch gesprochen und das sehr gut. Oliver erzählte weiter, dass er mal zur Sowjetzeit in der DDR gelebt hat und sein Studium in Dresden absolvierte. Er meint, in Estland glänzt nicht alles so schön wie die Natur. Heute lebt er hier von 384 EUR Rente und sein Sohn unterstützt ihn finanziell. Dieser ist angestellt bei einer deutschen Ölfirma und arbeitet im Ausland. Der Herr freut sich über sein recht neuen kleinen Jeep und das er ihn mit 88 Jahren noch fahren kann. Mit recht festen Händedruck hatte er sich von Oliver verabschiedet und ich habe ihn nur aus der Entfernung gesehen.
Auf dem Rad haben wir uns wieder gefragt, wie andere oder gar die Mehrzahl der Einheimischen das Leben hier so finanzieren. Wir sehen wirklich überall neue Autos (auch sehr viele große und teure!) und schicke neue, z.Teil sehr große Häuser oder Anwesen. In Städten wie in abgeschiedenen Dörfern. Die Supermärkte haben meist die gleichen Preise wie in Deutschland, manches wie Joghurt und Frischkäse ist sogar teurer. Hmm…!? Das ist uns auch schon Lettland aufgefallen. Oliver guckt ja immer mal in die Wägen und Körbe der Einheimischen. Nun, es sieht drin aus wie bei uns. Ergo müssten die Menschen ähnlich verdienen bzw. bekommen wie bei uns. Vielleicht haben wir noch Gelegenheit das bei jemandem herauszufinden.? Auf alle Fälle hat eine funktionierende Infrastruktur in Estland einen höheren Stellenwert. Keine Schotterpisten bis jetzt und überall ist ein kostenloser Internetzugang in Reichweite, auch im abgelegenen Dorf.
Bei der Schlafplatzsuche kommen wir erst an einen einsamen Strand. Dort gefällt es uns nicht. Das Wasser muffelt und der Strand ist nicht schön. Weiter Richtung Ort kommen wir an einem prächtigen Gartengrundstück vorbei. Oliver hält an um zu fragen ob wir hier bleiben dürfen. Wie sich herausstellt, gibt es ein Gästehaus. Doch wir möchten unser Zelt. Ein Platz auf der Wiese ist frei für uns. Dusche und Toilette können wir in der hofeigenen Sauna nutzen und die Küche in dem Gästehaus. Wunderbares Ambiente und ein wunderbarer Abend. Die Nächte werden nun schon nicht mehr richtig dunkel hier. Daran haben wir uns noch nicht ganz gewöhnt.
2 thoughts on “02.06. Tag 48 Estland”
Oli, lass das dampfen und arbeiten! 🙂 lg
Ist schon viiiel weniger geworden! Beides!:-) Lg Maria & Oli
Oli, lass das dampfen und arbeiten! 🙂 lg
Ist schon viiiel weniger geworden! Beides!:-) Lg Maria & Oli