Nidden -Melnragé bei Klaipeda 66km, Ø17,5km/h, 3:48h, Gesamt 2463km
Für das Frühstück haben wir uns diesmal noooch mehr Zeit gelassen. Es soll sich erstmal der Hochnebel verziehen, damit die Sonne uns gut erwärmt. ? Wir haben es uns auch kulinarisch richtig gut gehen lassen und deshalb ging’s erst naaach dem Mittag vom Platz. Bei übrigens allerbesten Radelbedingungen.
Zuerst hatten wir knackige 45Hm auf 860m Strecke zu bewältigen. Dafür bekamen wir eine traumhafte Aussicht auf das Kurische Haff mit einer riesigen Wanderdüne. Anschließend ging’s nach Nidden (deut. Nida) zum Thomas-Mann-Haus. Er hatte für 2 Jahre hier sein Feriendomizil. Er wusste warum!
Raus aus dem Ort hatten wir bis Klaipeda einen spitzenklasse Radweg. Mit Rückenwind rauschten wir entspannt durch die Dünen und Kiefernwälder. Wir gingen dabei auch mal unseren Gedanken nach. Es war eine wahre Freude! Das Glück und die Freude war mit Händen greifbar. Eine kleine Kaffee Pause legten wir am Ostseestrand ein. Oliver und ich sind nur mit den Füßen ins Wasser. Unsere beiden Radkumpel waren mutiger und verschwanden ganz im kalten Nass.
Am Abend erreichten wir die Fähre in Klaipeda. Nach dem Abendbrot-Einkauf (inkl. vieler hopfenhaltiger Erfrischungsgetränke) ging’s an die Suche für den Lagerplatz. Wir wollen am Meer übernachten. Etwas außerhalb der Stadt kommen wir an den Strand. Eine leere Barterrasse geschützt mit Planen ringsum erwies sich als genau das Richtige. Wir hatten Bänke, Tische und genug Platz um uns zum schlafen auszubreiten. Während wir es uns – wiedermal ? gut gehen ließen (es gab Fleesch!), war vor der Hütte eine ganze Menge Action. Irgendwer oder irgendwas wurde gesucht. Es kamen eine ganze Menge Leute vorbei. Ein interessantes Abendprogramm. Als wir vier ins Bett gingen war’s wieder sehr spät geworden.
Doch wir hatten gemeinsam einen grandiosen Tag erlebt. Einfach Perfekt! ?
2 thoughts on “22.05. Tag 37 Litauen”
Liebe Maria, lieber Oliver,
am Wochenende waren wir auch auf Reisen: Zum Jahrestreffen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz in Oschatz. Dort trafen wir die Mutti sozusagen „bei der Arbeit“. Die kleine Stadt erfuhr anläßlich der Landesgartenschau 2006 eine allseitige Renovierung und sieht jetzt aus wie aus dem Ei gepellt. Was fehlt, sind jedoch Arbeitsplätze.-
Zu Euren Berichten:
Ihr schreibt, daß Ihr durch Rußland gefahren seid. Aber das typische Rußland habt Ihr sicherlich nicht erlebt, denn auf Eurer bisherigen Reise seid Ihr durch Gebiete gekommen, die bis 1945 deutsch waren. Nur die Bevölkerung ist völlig ausgetauscht worden. Wie ich gelesen habe, wohnen dort jetzt auch viele ehemalige Wolgadeutsche, die während des 2. Weltkrieges nach Asien, z.B. nach Kasachstan, verfrachtet wurden. Bedauernswerte entwurzelte Menschen, die kaum Heimatgefühle entwickeln konnten. Das erklärt wahrscheinlich auch den Zustand der Stadt Kaliningrad/Königsberg. Die Christ-Erlöser-Kathedrale ist übrigens vor knapp 10 Jahren eingeweiht worden. Zu diesem Thema paßt ein Spruch vom alten griechischen Dichter Euripides (485 – 808 v.u.Z.), der in Oschatz an die Wand geworfen wurde: „Es gibt kein höheres Übel doch als den Verlust der Heimat.“
Es freut mich, daß Ihr in Nidden (das ist der deutsche Name) das Thomas-Mann-Haus besucht habt. Thomas Mann hatte es als Sommerhaus für sich und seine Familie erbauen lassen von dem Nobelpreis-Geld, das er 1929 für seinen Roman „Die Buddenbrooks“ erhalten hatte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war er Anfang 1933 nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Auch so ein Heimatloser! (Aus den Buddenbrooks stammt übrigens der sehr heutig anmutende Satz: Essen Sie Honig, Fräulein Buddenbrook. Es ist das reine Naturprodukt. Da weiß man doch, was man verschluckt.)
Im Chor singen wir ein Lied, welches, unterstützt von einer wunderbaren Melodie, die Landschaft an den Kurischen Nehrung beschreibt. Teilt mir bitte einmal mit, ob die Stimmung zutreffend beschrieben ist:
Abends ziehn die Elche von den Dünen, von der Palve (=Heide) an des Haffes Strand.
Und die Nacht, wie eine gute Mutter, legt ihr Tuch wohl über Haff und Land.
Ruhig trinken sie vom großen Wasser, darin Sterne wie am Himmel stehn.
Und sie heben ihre starken Köpfe in lautlos in des Sommerwindes Wehn.
Langsam ziehen wieder sie von dannen, Tiere einer längst vergangnen Zeit.
Und sie schwinden in der Ferne Nebel wie im großen Tor der Ewigkeit.
Marias Hoya will bald blühen. Opa wandert gerade mit seinen Ambassadorfreunden durch die Lausitz und läßt euch grüßen. Ich will nachher in den Garten gehen.
Ach, ich will noch etwas von den Störchen in Makow berichten, die wir immer noch täglich beobachten. Da gibt es gute Nachricht. Die beiden Jüngsten, um die wir uns anfangs Sorgen gemacht haben, sind, nachdem sie jeden Morgen von einer Pflegerin aus dem Nest abgeholt und am Abend wieder zurückgebracht worden sind, so weit aufgepäppelt worden, daß sie jetzt dauernd bei ihren Geschwistern im Nest sind und mit ihnen um die Wette Stehversuche unternehmen.
So, jetzt wünsche ich weiter glückliche Reise und schließe mit einem Satz, den ich ebenfalls aus Oschatz mitgebracht habe:
„Gehe in die Welt, um zu erfahren, was Heimat ist.“
Oma
Liebe Maria, lieber Oliver,
am Wochenende waren wir auch auf Reisen: Zum Jahrestreffen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz in Oschatz. Dort trafen wir die Mutti sozusagen „bei der Arbeit“. Die kleine Stadt erfuhr anläßlich der Landesgartenschau 2006 eine allseitige Renovierung und sieht jetzt aus wie aus dem Ei gepellt. Was fehlt, sind jedoch Arbeitsplätze.-
Zu Euren Berichten:
Ihr schreibt, daß Ihr durch Rußland gefahren seid. Aber das typische Rußland habt Ihr sicherlich nicht erlebt, denn auf Eurer bisherigen Reise seid Ihr durch Gebiete gekommen, die bis 1945 deutsch waren. Nur die Bevölkerung ist völlig ausgetauscht worden. Wie ich gelesen habe, wohnen dort jetzt auch viele ehemalige Wolgadeutsche, die während des 2. Weltkrieges nach Asien, z.B. nach Kasachstan, verfrachtet wurden. Bedauernswerte entwurzelte Menschen, die kaum Heimatgefühle entwickeln konnten. Das erklärt wahrscheinlich auch den Zustand der Stadt Kaliningrad/Königsberg. Die Christ-Erlöser-Kathedrale ist übrigens vor knapp 10 Jahren eingeweiht worden. Zu diesem Thema paßt ein Spruch vom alten griechischen Dichter Euripides (485 – 808 v.u.Z.), der in Oschatz an die Wand geworfen wurde: „Es gibt kein höheres Übel doch als den Verlust der Heimat.“
Es freut mich, daß Ihr in Nidden (das ist der deutsche Name) das Thomas-Mann-Haus besucht habt. Thomas Mann hatte es als Sommerhaus für sich und seine Familie erbauen lassen von dem Nobelpreis-Geld, das er 1929 für seinen Roman „Die Buddenbrooks“ erhalten hatte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war er Anfang 1933 nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Auch so ein Heimatloser! (Aus den Buddenbrooks stammt übrigens der sehr heutig anmutende Satz: Essen Sie Honig, Fräulein Buddenbrook. Es ist das reine Naturprodukt. Da weiß man doch, was man verschluckt.)
Im Chor singen wir ein Lied, welches, unterstützt von einer wunderbaren Melodie, die Landschaft an den Kurischen Nehrung beschreibt. Teilt mir bitte einmal mit, ob die Stimmung zutreffend beschrieben ist:
Abends ziehn die Elche von den Dünen, von der Palve (=Heide) an des Haffes Strand.
Und die Nacht, wie eine gute Mutter, legt ihr Tuch wohl über Haff und Land.
Ruhig trinken sie vom großen Wasser, darin Sterne wie am Himmel stehn.
Und sie heben ihre starken Köpfe in lautlos in des Sommerwindes Wehn.
Langsam ziehen wieder sie von dannen, Tiere einer längst vergangnen Zeit.
Und sie schwinden in der Ferne Nebel wie im großen Tor der Ewigkeit.
Marias Hoya will bald blühen. Opa wandert gerade mit seinen Ambassadorfreunden durch die Lausitz und läßt euch grüßen. Ich will nachher in den Garten gehen.
Ach, ich will noch etwas von den Störchen in Makow berichten, die wir immer noch täglich beobachten. Da gibt es gute Nachricht. Die beiden Jüngsten, um die wir uns anfangs Sorgen gemacht haben, sind, nachdem sie jeden Morgen von einer Pflegerin aus dem Nest abgeholt und am Abend wieder zurückgebracht worden sind, so weit aufgepäppelt worden, daß sie jetzt dauernd bei ihren Geschwistern im Nest sind und mit ihnen um die Wette Stehversuche unternehmen.
So, jetzt wünsche ich weiter glückliche Reise und schließe mit einem Satz, den ich ebenfalls aus Oschatz mitgebracht habe:
„Gehe in die Welt, um zu erfahren, was Heimat ist.“
Oma
Berichtigung: Lebensdaten Euripides 485 – 406 v.u.Z.