Kazimierz Dolny – Nieporęt 41km, Ø16,8km/h, 2:25h, Gesamt 1688km; Puławy bis Warschau mit dem Zug
Wow! Wir wachen gegen 7 in der Früh auf und staunen über den herrlichen Sonnenschein bei komplett wolkenlosen Himmel. Bestes Radelwetter, oder? Hmm…wir sitzen zum Frühstück und überlegen: Wie wollen wir die noch große Distanz nach Danzig und die Masuren überwinden. Mit Zug bis Danzig und von dort mit Rad weiter? Oder gleich in die Masuren radeln und von dort nach Kaliningrad ohne Danzig? Das wäre östlich an Warschau vorbei ein ganz schönes Zickzack gefahren. Wir wissen es einfach noch nicht und radeln erstmal die 16km nach Puławy zum Bahnhof. Das lief wie geölt! Die Bedingungen waren tadellos:-) Wir könnten spielend die gut 100km bis Warschau an der Weichsel lang radeln.
Wir könnten, tun wir aber nicht! Wir gucken auf den Fahrplan, denn wir wollen auch den Zeitraum unserer Russland-Visa im Auge behalten. Wir entschließen uns zur Zugfahrt nach Danzig mit Umstieg in Warschau. Das Bahnhofsgebäude in Puławy wurde abgerissen, einen Schalter geschweige einen Automaten gibt’s nicht und so hoffen wir die Fahrscheine im Zug kaufen zu können. Der Zug (ein Intercity!) kam und wir hatten ja schon Erfahrungen Wie und Wohin mit dem ganzen Gerödel im Wagon. Gleich hinter der Lok blockierten wir den Einstieg und setzten das Klo ausser Betrieb. Wir schwitzten, denn es ging nicht los! Geht die enge Tür alleine zu oder nicht? Ging sie nicht. Der Schaffner half beherzt nach und los ging’s. Maria sprach den Schaffner gleich mit irgendwas wie „Bilet…Ticket…“ an, doch dieser winkte erstmal mit einer Geste wie später. Die polnische Staatsbahn PKP Intercity wirbt mit Bahn fahren auf europäischen Niveau, was auch immer das bedeutet!? Es schaukelt, rasselt, klappert, ist laut und alles sehr betagt. Es erinnert an frühere Eisenbahnromantik in der DDR und wir genießen es. Die Fahrt nach Warschau soll 1h 29m dauern. In der Halbzeit kam der Schaffner wieder und wir erklären ihm laut in Polenglisch was wir wollen. Er tippt auf seiner mobilen Kasa rum und sagt „Money“, reibt Daumen und Zeigefinger aneinander, wir nicken und die Zahl lautet 78 Zloty und 20 Groszy. Ich denke, ochja das ist günstig. Maria zieht einen 100er aus der Tasche. Der Schaffner kann nicht wechseln, Kreditkarte geht auch nicht und er tippt wieder auf seiner „Kasa“. Ein Zughalt unterbricht seine Handlung. Wieder fährt der Zug nicht weiter. Diesmal klemmt eine hintere Tür. Der Schaffner rennt raus, hilft nach, rennt zurück und kämpft wieder mit unserer Tür. Krachend haut er sie zu, guckt uns mit mittlerweile schief sitzender Brille an, lächelt und dann bricht es aus ihm raus: „Scheiße!“ Und zwar ganz sauberes deutsch und akzentfrei! Wir lachen laut! Und er mit! Er greift in seine Hemdtasche holt 50 Zloty raus, Maria ihren 100er. Er schnappt sich diesen und gibt uns den Fuffi mit den Worten „Fifty fifty“. Wir bekommen einen regelrechten Lachkrampf!:-) Er ging dann wieder und wir fahren ohne Fahrschein bis Warschau. ?
In Warschau angekommen haben wir paar Min. Umsteigezeit und wenn wir den Zug verpassen, kein Problem. Es gibt jede Std. eine Verbindung nach Danzig. Tja, also wir haben den Anschluss verpasst! Die Gleis- und Bahnsteignummerierung haben wir nicht ganz kapiert und Barrierefrei (so heißt das ja jetzt) kamen wir nirgends hin. Also erstmal in die Vorhalle gucken, Fahrkarte holen, Kaffee trinken und vielleicht was futtern. Nur das mit dem Kaffee trinken klappte! Dafür sehr lecker mit Erdbeer-Geschmack aus’m Pappbecher.
Im Bereich der Fahrkarten Schalter muss man eine Nummer ziehen. Das machen wir und warten ca. 45 Leute ab. Gute halbe Std. Mein Blick zum Schalter verrät „Domestic & International“, also alles gut. Nr. 757 an Schalter 7, wir sind dran! Wir laufen los. Gong…758! Hä? Da kam eine Frau! Wir rennen und plötzlich schiebt sich ein Paar davor mit der Nr. 768. Was sollte das bitte? Die Schalterfrau fertigte diese beiden seelenruhig ab. Wir beide genervt und ich schon erzürnt! Die Nr. 758 auch! Nach weiteren 20min stellt sich dann raus, dass die Schalterdame die beiden nicht abfertigen kann wegen der falschen Nr. Eine Diskussion beginnt, jetzt ist auch Maria wütend und ich beschimpfe die beiden schon laut vor mich hin und zeige ihm einen Scheibenwischer und symbolischen Faustschlag so, dass er es in der spiegelnden Fensterscheibe gesehen haben müsste! Wir sind jedenfalls doch irgendwann dran. Nix mit englisch mit der Frau. Maria ahnte das schon. Sie schüttelt nur den Kopf und wir bekommen keine Fahrkarte. Auch Marias Erklärungen mit Händen und Füßen halfen wenig weiter. Da kommt ein junger Pole und hilft uns mit übersetzen. Doch wir bekommen trotzdem keine Fahrkarte. Unsere Räder sind das Problem. Alles ausgebucht. Ok wir kapitulieren! Wir verstehen es als Zeichen nicht nach Danzig zu fahren und beschließen mit dem Rad gleich von Warschau in die Masuren zu fahren. Wir gucken in den Atlas und ich bemühe das Garmin Navi zu einer sinnvollen Route nach Norden und raus aus der Stadt. Das klappt perfekt. Wir landen gut 24km später am Fluss Narew an einem kleinen Yachthafen. Dort fragen wir nach einem Wiesenplatz für unser Zelt und bekommen ein Plätzchen vor dem Tor. Es ist hier ruhig, wir essen Abendbrot und genießen den Sonnenuntergang. Wieder neigt sich ein erlebnisreicher Tag dem Ende zu…